Die Kommunistische Partei Chinas feiert ihren 100. Gründungstag

Der steinige Weg zum Sieg der Dialektik

Das hätten sich die Strategen in den „westlichen“ Hauptstädten kaum träumen lassen. Ziemlich genau vor 30 Jahren brach die Sowjet­union auseinander. Der Kommunismus sei „im Orkus der Geschichte“ gelandet „und Karl Marx gleich mit“, redeten die Staatsmedien damals den Menschen ein. Und jetzt feiert die Kommunistische Partei Chinas ihren 100. Gründungstag mit großen Festen im ganzen Land. Für 95 Millionen Kommunistinnen und Kommunisten in China und der ganzen Welt, aber auch für Friedensfreunde, Menschen, denen der humane, soziale und kulturelle Fortschritt am Herzen liegt, ist dieses Jubiläum ein Tag der Hoffnung. Eine andere Welt ist nicht nur nötig – sie ist auch möglich. Und genau aus diesem Grund haben sich die „westlichen“ Kampfmedien, die Propagandisten einer „regelbasierten Weltordnung“ von Washingtons Gnaden, längst auf diese Partei und ihre Führung eingeschossen. Die „regelbasierte“ Ausbeuterordnung soll bleiben, wie sie ist. Zur Not mithilfe der imperialen Kriegsmaschine.

Das US-Imperium, die EU, das imperialistische Staatensystem insgesamt steckt in einer seiner tiefsten Krisen. Gleichzeitig feiern die chinesischen Kommunisten, die Volksrepublik als Ganzes, epochale Erfolge. Präsident Xi Jinping, im schlichten Anzug der chinesischen Revolutionäre, verband die Arbeit der Partei in seiner Rede zum 100. Jahrestag der Gründung der KP Chinas von vornherein mit der Lösung der nationalen Aufgabe. „Ohne die Kommunistische Partei Chinas würde es kein Neues China und keine nationale Erneuerung geben“, konnte Xi mit Recht und deutlichem Stolz verkünden. Die Partei sei dazu „von den Menschen und der Geschichte auserwählt“. Die Führung durch die Partei sei das „entscheidende Merkmal des Sozialismus chinesischer Prägung“. Sie gewährleiste „die größte Stärke des chinesischen Systems“.

Das erste Jahrhundertziel der KP Chinas sei erreicht: „Der Aufbau einer in jeder Hinsicht maßvoll wohlhabenden Gesellschaft“. Vor allem die Eliminierung der absoluten Armut, die Hunderte Millionen Chinesen mit eisernem Griff danieder hielt – eine gigantische Leistung, die nur im Aufbau der UdSSR durch die Bolschewiki eine Entsprechung findet. Die Partei schreite nun mit Zuversicht auf das nächste, zweite Jahrhundertziel zu, die Errichtung Chinas „als eines in jeder Hinsicht großen, modernen, sozialistischen Landes“.

Xi spannte einen weiten geschichtlichen Bogen, der bis weit in die 5.000-jährige Geschichte des chinesischen Reiches zurückreichte. Nach den Opiumkriegen des 19. Jahrhunderts sei China auf „eine halb koloniale, halb feudale Gesellschaft reduziert worden, die größere Verwüstungen erleiden musste als jemals zuvor“. So war der japanische Militarismus vor und während des Zweiten Weltkriegs nicht weniger brutal als der deutsche Faschismus und verursachte ebenso hohe Opferzahlen. Dieses traumatische „Jahrhundert der Erniedrigung“ mit der Revolution 1949 beendet zu haben, gilt als der größte Erfolg der Partei. Und ebenso gilt das Versprechen, Ähnliches nie wieder zuzulassen, als eines der wichtigsten der KPCh. In den Worten Xis: „Wir haben niemals die Menschen anderer Länder schikaniert, unterdrückt oder unterworfen. Und wir werden aus dem gleichen Grund niemals einer fremden Macht erlauben, uns zu schikanieren, zu unterdrücken oder zu unterwerfen. Jeder, der das versucht wird sich auf Kollisionskurs wiederfinden mit einer großen Mauer aus Stahl, geschmiedet von über 1,4 Milliarden chinesischen Menschen.“

Natürlich wurde der Anspruch, sich nicht mehr unterdrücken lassen zu wollen, von der „westlichen“ Kampfpresse als Aggression wahrgenommen. Selbst sich seriös gebende Organe nutzten die Feierlichkeiten in China, um zu neuen Glanzleistungen des China-Bashings aufzulaufen: „KP sieht überall Feinde“, „Paranoide Züge“ („NZZ“); „Propagandashow“, „Massenveranstaltungen wie im benachbarten Nordkorea“ („FAZ“); „So bombastisch kann Geschichtsklitterung sein“, „Kritik wird gnadenlos erstickt“ („Zeit“); „Darstellung der Geschichte und Theorie ist bar jeder Logik und Begründung“ („DW“). Diese Negativstrategie mag zu Zeiten der technologisch unterlegenen Sowjetunion funktioniert haben – in Konfrontation mit der in vielen Bereichen schon jetzt ökonomisch überlegenen VR China ist das ein Schuss ins eigene Knie. Es verhindert eine produktive Rezeption und die eigene Erneuerung.

Genau dazu hat Präsident Xi die chinesischen Menschen aufgerufen: „Wir sind begierig zu lernen, was wir können, von anderen Errungenschaften und anderen Kulturen und wir begrüßen hilfreiche Vorschläge und konstruktive Kritik.“ Aber er legte auch ein Bekenntnis zum „Sozialismus chinesischer Prägung“ ab. Der Sozialismus chinesischer Prägung sei eine „fundamentale Errungenschaft der Partei und der Menschen, geschmiedet durch unzählige Entbehrungen und große Opfer“, er sei „der richtige Weg für uns, um eine nationale Verjüngung zu erreichen“.

Die chinesischen Kommunisten müssten „fortfahren, den Marxismus vor dem Hintergrund des chinesischen Kontextes anzupassen“. Er sei „die leitende Ideologie, unter der die Partei und das Land gegründet wurden“. Der Marxismus sei „die tiefste Seele der Partei und das Banner“, unter dem sie marschiere. Marxismus chinesischer Prägung sei das „Erfordernis der Zeit“ und die Richtschnur der Chinesen zur Fortentwicklung ihrer „großen sozialen Revolution“.

Wie seinerzeit der Rote Oktober markiert heute die 100-Jahr-Feier der KPCh einen welthistorischen Wendepunkt. Seinerzeit wurde das Banner der Revolution errichtet, heute ist die strategische Initiative von den imperialistischen Hauptstaaten des „Westens“ auf die eurasischen Mächte übergegangen. Der auf Maximalprofit und endlose, zerstörerische Kriege fokussierte „Westen“ hält keinerlei Fortschritts- und Wohlfahrtsversprechen für die Menschen des Globus mehr bereit. Die Botschaft aus Peking: Es muss etwas Neues geben – und es wird etwas Neues geben.

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"Der steinige Weg zum Sieg der Dialektik", UZ vom 9. Juli 2021



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