Der rote Kanal

Ich und Kaminski

Daniel Brühl als Kunstkritiker überredet den blinden und kranken alten Maler Manuel Kaminski, gespielt von Jesper Christensen, zu einer Reise. Christensen wird den meisten bekannt sein als Gegenspieler von Bond in den letzten zwei Filmen. Zum Inhalt: Es soll zur totgeglaubten Jugendliebe Therese gehen, der Kritiker will die Wiedersehensszene in seiner geplanten Kaminski-Biografie verbraten. Die Reise bringt den Widerling an seine finanziellen und emotionalen Grenzen. Zur Krönung muss er nach einem enttäuschenden Zusammentreffen mit Therese feststellen, dass Kaminski ihn die ganze Zeit benutzt hat. Wolfgang Becker führte Regie und lieferte eine wunderbar verdrehte Satire auf den Kunstbetrieb ab.

Fr., 21.7., 20.15 Uhr, arte

Enttarnung einer Idylle

Alternativer Vorschlag: Irrwitzige Planungen und genauso ernstgemeinte Bauten in der Eifel gehörten zum Kalten Krieg. Die Dokumentation geht der Frage nach, ob man hier im Ernstfall eigentlich hätte überleben können. Die gesamte Eifel ist voller Relikte des Kalten Krieges. Dem Kalten Krieg auf der Spur erkundet Wirtschaftsgeograph Christoph Lubbe Bunkeranlagen. Und er folgt Hinweisen auf einen weiteren geheimen Bau. In seiner Dokumentation schildert Lubbe, wie er dabei den Ausweichsitz der Landeszentralbank entdeckt hat. Unter einer Schule in Satzvey wurden große Mengen einer Ersatzwährung für den Ernstfall bereitgehalten.

Fr., 21.7., 20.15 Uhr, WDR

Petite Messe solennelle

Das Düsseldorfer Ballett am Rhein macht seit Jahren mit großartigen Inszenierung auf sich aufmerksam. Für den Sommer 2017 kreierte der Choreograf Martin Schläper ein Tanzstück auf Musik von Rossini: die Petite Messe solennelle. 1864 schrieb Rossini dieses Alterswerk und Schläper meint, „es ist geistliche Hausmusik, zu der man beten und gläubig sein, aber auch Kuchen, Brot und wohlriechende Würste essen, flirten und sich unterhalten darf.“ Dieses Werk – das sich vom traditionellen Charakter der Messe distanziert – zeigt auch die verwirrende Vielschichtigkeit von Glaubensfragen im 19. Jahrhundert, mit der sich Rossini auseinandergesetzt hat. Das bescheidene Wörtchen „petit“ gibt nicht die Wirkung dieses durchkomponierten Werkes wieder.

Sa., 22.7., 20.15 Uhr, 3sat

Ziemlich beste Freunde

Wie es so schön heißt: „Nach einer wahren Geschichte“. Um einen Stempel für das Arbeitsamt zu erhalten, bewirbt sich der Vorstadtgauner Driss als Pfleger für den querschnittsgelähmten Millionär Philippe. Bei dem Vorstellungsgespräch gibt sich Driss locker und zeigt weder Respekt vor noch Mitleid mit Philippe, was diesem so imponiert, dass er den jungen Schwarzen einstellt. Nach gewissen Anfangsschwierigkeiten werden die ungleichen Männer zu Freunden. Im Laufe weniger Jahre räumte der Film jede Menge internationaler Preise ab, eine gelungene Komödie. Sehenswert.

So., 23.7., 21.45 Uhr, ARD

Es Machina

Für Drehbuchautor Alex Garland war es der erste Film, bei dem er Regie führte – und das mit Erfolg. Der Science-Fiction-Thriller wurde von Kritikern gefeiert und erhielt unter anderem den Oscar für die besten visuellen Effekte. Caleb Smith (Domh­nall Gleeson) arbeitet als Programmierer bei der erfolgreichen Internet-Suchmaschine „Blue Book“. Er erhält die Möglichkeit, dem Firmengründer Nathan Bates (Oscar Isaac) bei seiner Arbeit an einer neuen Entwicklung über die Schulter zu schauen. Hierzu fliegt er in die Einsamkeit Alaskas, dort arbeitet Nathan an einem weiblichen Androiden, der mit künstlicher Intelligenz ausgestattet ist. Natürlich geht was schief und der Kampf zwischen Mensch und Maschine wird dramatisch ausgespielt. Ob man danach noch googlen möchte?

Di, 25.7., 23.00 Uhr, ZDF

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"Der rote Kanal", UZ vom 21. Juli 2017



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