Der rote Kanal

Die chinesische Prinzessin

Der vor einem Jahr – und damit sehr viel zu früh – verstorbene Sinologe und Ethnologe Ingo Nentwig schrieb über diesen „Tatort“, ohne ihn gesehen zu haben. Das konnte er, weil er das deutsche Bild vom Vielvölkerstaat China kennt: „Das mediale Konstrukt ‚China‘ ist so gestaltet, dass Tibeter oder Uiguren darin prinzipiell ‚fehl am Platz‘ erscheinen, als stehe außer Frage, dass diese beiden Völker ‚eigentlich‘ nicht zu China gehören können. Es ist dieser Jargon der Eigentlichkeit, der Vor- und Fehlurteile der Vergangenheit am Leben erhält und antichinesisch nutzbar macht. Doch schon der Titel unseres ‚Tatorts‘ geht hier in die selbstgestellte Falle. Die Prinzessin kommt aus dem Volk der Mandschu, das ja das Kaiserhaus der letzten chinesischen Dynastie stellte. Trotzdem heißt der ‚Tatort‘ korrekt ‚Die chinesische Prinzessin‘, nicht ‚Die mandschurische Prinzessin‘. Wäre das den ‚Tatort‘-Machern auch passiert, wenn die Prinzessin als Tibeterin oder Uigurin ausgedacht worden wäre? Gewiss nicht!“

Tatort: Die chinesische Prinzessin

(Deutschland, 2013)

Fr 3.2., 22.00 Uhr, ARD

Verpasst? Vermisst (Missing)

Wir befinden uns in Chile nach dem Putsch gegen Allende. Charlie, ein junger US-Amerikaner, trifft im Hotel auf US-Militärs, die die Putschisten „beraten“. Die feine Gesellschaft feiert, während in den Straßen Oppositionelle erschossen werden. Er notiert sich, was er erfährt und versucht, weitere Informationen zu sammeln, bis er verschwindet. Der Film begleitet seinen Vater und seine Frau auf der Suche nach ihm … durch Foltergefängnisse, das Internierungslager im Nationalstadion, in das US-amerikanische Konsulat. Die wollen von Charly und US-Einflussnahme auf den Putsch nichts wissen, deuten aber an, dass Charly es nicht anders verdient habe. Die politischen Hintergründe bleiben verborgen, die Schilderung ist deshalb nicht weniger drastisch, weil sie naiv an das Thema herangeht und so ein breites Publikum mitnehmen soll.

Lief schon Montag auf Arte zu einer ordentlichen Sendezeit. Wer es verpasst hat – so wie wir –, kann sich die Wiederholung sichern. USA, 1981

Di, 7.2., 13.50 Uhr, Arte

Rebellion der Rechtlosen

Südengland, 1834: Landarbeiter schließen sich im Kampf gegen Unterdrückung zusammen, um ihre Interessen besser vertreten zu können. Die „Verschwörung“ fliegt auf und die Männer werden verhaftet. Ein Film über Vorkämpfer der britischen Gewerkschaftsbewegung, für den der britische Regisseur Bill Douglas auf einen historischen Fall zurückgriff. Als die „Sechs Märtyrer von Tolpuddle“ sind die Männer in die Geschichte Großbritanniens eingegangen. Wertvolle Hinweise auf die korrekte Darstellung gibt es bei E. P. Thompson: Die Entstehung der englischen Arbeiterklasse (The Making of the English Working Class).

Mi, 8.2., 20.15 Uhr, Arte

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"Der rote Kanal", UZ vom 3. Februar 2017



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