Nach den Ereignissen am 23. und 24. Juni in Russland setzte im Westen schon der Abgesang auf Wladimir Putin ein – wieder einmal. Glaubt man westlichen Medien, ist das, was von ihnen das „System Putin“ genannt wird, bereits seit mindestens 2007 im Niedergang. Damals zog der russische Präsident den Zorn des Kollektiven Westens auf sich, da er die westliche Dominanz in den internationalen Beziehungen in einer Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz kritisierte.
Und Kritik geht nicht: Mit der Freundschaft zwischen dem Westen und Russland war es vorbei. Sie erwies sich als nicht echt. Ergebnis war eine seitdem anhaltende Medienkampagne gegen Russland und vor allem Putin. Die Deutschen werden über Entwicklungen in Russland systematisch falsch informiert. Die Rede ist von einem autoritären Staat, gegen den sich die russischen Bürger immer deutlicher auflehnen.
Da kam es recht, dass Jewgeni Prigoschin ein bisschen aus dem Ruder lief. Der Unternehmer und Eigentümer der privaten Söldnerarmee „Wagner“, die auch in der Ukraine kämpfte und dort bei der Befreiung von Artjomowsk eine maßgebliche Rolle spielte, bekommt viel Zuspruch. Geschätzt wird seine Rolle im Rahmen der militärischen Spezialoperation. Ob er auch als Politiker geschätzt werden würde, ist dagegen fraglich.
Es gab zwischen Prigoschin und dem Verteidigungsministerium Meinungsverschiedenheiten, Prigoschin hat diese in die Öffentlichkeit getragen. Das mag ein Grund für die Entscheidung gewesen sein, die privaten Armeen unter staatliche Kontrolle zu bringen. Die Armee des tschetschenischen Führers Ramsan Kadyrow kam der Aufforderung sofort nach, Prigoschin weigerte sich. Daraufhin wurde ihm mitgeteilt, dass „Wagner“ künftig nicht mehr an den Kämpfen in der Ukraine teilnehmen werde. Prigoschin tickte aus. Es ging letztlich ums Geld. Prigoschin und seine Jungs fuhren im Panzer Richtung Moskau. Behauptet wurde zudem, Soldaten der russischen Armee hätten die „Wagner“-Söldner aus der Luft beschossen. Das war allem Anschein nach eine Falschinformation.
Hätte ich den Fernseher nicht eingeschaltet, hätte ich von all den Entwicklungen gar nichts mitbekommen. In Moskau blieb alles ruhig. Ich äußerte das auch so auf Twitter und wurde prompt beschimpft. Das sei eine Lüge, denn das Ende des „Systems Putin“ sei gekommen. Jetzt fällt er und alle um ihn rum mit ihm. Die Freude darüber war überdeutlich. Die Meldungen in den deutschen Medien gingen in eine ähnliche Richtung.
Wie die jeweiligen Journalisten zu dieser Einschätzung kamen, bleibt ein Rätsel. Es war reines Wunschdenken, denn der ganze russische Staat, der Föderationsrat und die Staatsduma sammelten sich unmittelbar hinter Putin und drückten ihm das Vertrauen aus. Gruppen von Russen rissen die Straßen auf, um „Wagner“ an der Weiterfahrt zu hindern.
Wie inzwischen klar ist, war ein Putsch auch gar nicht das Ziel von Prigoschin. Was er genau wollte, ist unklar – vermutlich sogar ihm selbst. Die Ablösung Putins war es jedenfalls nicht.
Aber weil nicht sein kann, was nicht sein darf, wurde auch noch Tage nach dem „Putschversuch“ in deutschen Medien die Instabilität des „Systems Putin“ beschworen. Bald fällt er, bald ist Putin am Ende. Anzeichen dafür gibt es keine.
Während deutsche Medien den Untergang Putins herbeireden, flog der nach Dagestan. Es ging bei dem Treffen mit Vertretern der Republik um die Entwicklung des Binnentourismus. Bei einem anschließenden Spaziergang durch Derbent wurde er von den Bürgern herzlich begrüßt. Fatima erlangte für einen Tag Berühmtheit, weil sie es schaffte, mit Putin ein Selfie zu machen, das viral ging. Letztlich geht Putin gestärkt aus den Ereignissen hervor.
Geschuldet ist dieses Vertrauen in Putin und seine Regierung auch der Tatsache, dass alle ökonomischen Indikatoren nach oben weisen. Und das, obwohl der Westen alles unternimmt, um Wachstum zu verhindern und Russland ins Elend zu stürzen.
Wer sich in Russland umschaut, bekommt nicht den Eindruck, das „System Putin“ sei am Ende. Beim „System Macron“ sieht das allerdings ganz anders aus.