1. Hauptgedanke: Marxismus und Fragen der Ökologie sind nichts Getrenntes.
In „Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie“ (1843–1844) (…) hob der junge Engels die Frage der Mensch-Natur-Beziehung als wichtige Voraussetzung der Ökonomie hervor. Er entwickelte gleichzeitig erste Skizzen zur ökologischen Kritik der kapitalistischen Nutzung und Ausbeutung der Natur. (…) In scharfen Worten kritisierte Engels die Folgen der Umwandlung von Grund und Boden in kapitalistisches Privateigentum: „Der Grundbesitzer hat dem Kaufmann nichts vorzuwerfen. Er raubt, indem er den Boden monopolisiert. (…) Und es folgen bemerkenswerte Worte: „Es war der letzte Schritt zur Selbstverschacherung, die Erde zu verschachern, die unser Eins und Alles, die erste Bedingung unsrer Existenz ist; es war und ist bis auf den heutigen Tag eine Unsittlichkeit, die nur von der Unsittlichkeit der Selbstveräußerung übertroffen wird.“ (…) Marxistische Kapitalismuskritik besitzt also organisch und nicht „zusätzlich“ einen ökologischen Kern.
2. Hauptgedanke: Um Geschichte und Politik „machen“ zu können, braucht es natürliche und biologische Grundvoraussetzungen.
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass Marx und Engels nur kurze Zeit später in ihrer ersten gemeinsamen Grundlegung der dialektischen und historisch-materialistischen Weltanschauung diesen ökologischen Kern fest in ihre Anschauung der Entwicklung von Natur und Gesellschaft integrierten. Ich meine die gemeinsame Jugendschrift „Die deutsche Ideologie“ von 1845/46, die sie in Paris nach ihrer ersten Begegnung zu ihrer „eigenen Selbstverständigung“, wie Engels später schrieb, verfasst hatten. (…)
Marx und Engels sagten darin in Abgrenzung zu jeder idealistischen und spekulativen Philosophie zunächst einmal etwas sehr „Grundsätzliches“, fast Banales: „Die erste Voraussetzung aller Menschengeschichte ist natürlich die Existenz lebendiger menschlicher Individuen. “
Und weiter: „Wir können hier natürlich weder auf die physische Beschaffenheit der Menschen selbst noch auf die von den Menschen vorgefundnen Naturbedingungen, die geologischen, (…) klimatischen und andern Verhältnisse eingehen. Alle Geschichtsschreibung muss von diesen natürlichen Grundlagen und ihrer Modifikation im Lauf der Geschichte durch die Aktion der Menschen ausgehen.“ (…) Also kann es nicht richtig sein zu sagen: „Kümmern wir uns erst um das ‚Politische‘ oder das ‚Soziale‘. Und wenn wir dann noch Zeit haben, um die Probleme der Ökologie.“
Es kann nicht richtig sein, dass wir eine willkürliche Rangfolge von Aufgaben- und Kampffeldern definieren, ohne dass wir uns der „Grundbedingung“ aller Geschichte und dem qualitativen Wandel in der Bedrohung unserer Existenzbedingungen viel bewusster stellen als bisher.
3. Hauptgedanke: „Ökologischer Imperativ“ statt „Unterwerfen“ und „Beherrschen“ der Natur.
(…) Eine kürzlich geäußerte Auffassung „Die Unterwerfung der Erde muss im Interesse der arbeitenden Bevölkerung geschehen“ entspricht nicht dem Marxschen Grundverständnis der Mensch-Natur- Beziehung.
Sie muss mit dem „ökologischen Imperativ“ verbunden sein, der im „Kapital“, Band III, grundsätzlich definiert wird: „Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als boni patres familias (gute Familienväter) den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen.“ (…)
Engels spricht in „Dialektik der Natur“ sehr deutlich von einem anderen als einem „herrschaftlichen“ Umgang des Menschen mit der Natur und mahnt: „Und so werden wir bei jedem Schritt daran erinnert, dass wir keineswegs die Natur beherrschen, wie ein Eroberer ein fremdes Volk beherrscht, wie jemand, der außer der Natur steht – sondern dass wir mit Fleisch und Blut ihr angehören und mitten in ihr stehn und dass unsre ganze Herrschaft über sie darin besteht, im Vorzug vor allen andren Geschöpfen ihre Gesetze erkennen und richtig anwenden zu können.“ Als gute Familienväter und -mütter sollen wir unseren Kindern die Natur im Wissen und in Kenntnis um die Naturgesetze „verbessert“ hinterlassen und sie nicht ausplündern oder „unterwerfen“.
4. Hauptgedanke: Der Umgang mit der Natur als Teil des kapitalistischen Ausbeutungssystems.
(…) In seiner Kritik am „Gothaer Programm“ von 1875 (…) kritisierte Marx den Hang zum einseitigen Ökonomismus, der im ersten Artikel des Programms mit dem Satz „Die Arbeit ist die Quelle alles Reichtums“ zum Ausdruck kam. Dagegen betonte Marx: „Die Arbeit ist nicht die Quelle alles Reichtums. Die Natur ist ebenso die Quelle der Gebrauchswerte als die Arbeit, die selbst nur die Äußerung einer Naturkraft ist, der menschlichen Arbeitskraft.“ Und dieser Natur tritt das Kapital genauso brutal, ausbeuterisch und auf maximale Auspressung orientiert gegenüber wie der lebendigen Ware Arbeitskraft. Was macht dies deutlich?
a) Die Natur existiert, solange es Menschen gibt, in einer besonderen Wechselwirkung mit diesem, ihrem eigenen Produkt.
b) Es ist das einzige Naturprodukt, das seiner Herkunftsquelle gegenüber, von der alles stammt, was auf diesem Planeten existiert, als räuberische und ausbeutende Kraft gegenübertritt.
c) Er, der Mensch, war und wurde aber zum objektiven Gegner der Natur nicht von Beginn an, sondern erst durch die Entwicklung einer Produktionsweise, die auf dem Vorrang des kurzfristigen Profitstrebens der Besitzer von Grund und Boden und der Produktionsmittel beruht. (…)
5. Hauptgedanke: Ökologie als organischer Bestandteil unserer Arbeiterpolitik und antimonopolistischen Strategie.
(…) Der damalige Vorsitzende der DKP, Herbert Mies, brachte es 1987 so auf den Punkt: „Arbeiterpolitik ist sowohl Kampf um Frieden als auch Kampf um Arbeit, ist ebenso das Eintreten für mehr Demokratie wie für den Umweltschutz.“
Die „eigentliche und primäre“ Klassen- und Arbeiterpolitik muss deshalb nicht „ergänzt“ werden durch das Thema Ökologie. Unsere Öko-Politik ist Teil originärer Klassenpolitik und originärer Klasseninteressen. (…)
6. Hauptgedanke: Keine Verengung in der Bündnispolitik zulassen.
Daraus ergeben sich vielfältige bündnispolitische Zugänge zur Ökologiethematik mit sich überschneidenden und auch konkurrierenden Sonderinteressen. Wie in der Friedens- oder Frauenbewegung begnügen sich Kommunisten nicht mit dem „Minimalkonsens“.
• Wir weisen in der gemeinsamen Aktion nach, wie heute das Verursacherprinzip“ durch die Klasse der Kapitalisten einen Zustand nicht nur der tendenziellen „Erschöpftheit“, sondern auch des Kollapses wichtiger Subsysteme des ökologische Gesamtsystems herbeiführt.
• Eingriffe politischer Art müssen das Verursacherprinzip fest im Blick haben – und nicht die „Anwender“. Eine CO2-Steuer, die letztlich nur dazu beitragen soll, (…) durch eine neue Massenbelastung einen „grünen Umbau“ zu finanzieren, trifft nicht die Verursacher.
• In den konkreten Einzelmaßnahmen ist von einer politischen Gesamtschau auszugehen, in der die Notwendigkeit gesamtgesellschaftlicher Planung und Steuerung, von naturschonenden Technologien, die Oberhand bekommt.(…)
• Antimonopolistische Zwischenschritte müssen die Frage des „ökologischen Umbaus“ verbinden mit der Frage nach der Verfügungsgewalt und der demokratischen Kontrolle. (…)