Wie hält es die DKP mit dem Klimawandel, Ökologie und der Bewegung „Fridays for Future“? Dies waren die Fragen, mit denen sich eine Theoriekonferenz am vergangenen Sonntag in Frankfurt befasste. Ziel war, wie es Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP, in seiner Begrüßung darlegte, sich ausführlich mit einem Thema zu befassen, das von der Partei in den vergangenen Jahren eher vernachlässigt worden war. Auch sollten Resultate der Konferenz für den kommenden Parteitag im März 2020 nutzbar gemacht werden.
In zwei einführenden Vorträgen betrachteten Hans-Peter Brenner und Tina Sanders das Thema aus einem grundlegenden beziehungsweise wissenschaftlichen Blickwinkel. Hans-Peter Brenners Schwerpunkt lag bei den Aussagen von Marx und Engels zum Verhältnis Mensch, Arbeit und Natur. Es ging ihm aber nicht darum, eine Rechtfertigung für heutige Diskussionen aus alten Schriften herbeizuholen, sondern auf Basis des Materialismus aufzuzeigen, dass der Mensch Teil der Natur ist und es keine Priorisierung der Arbeit gegenüber dem Erhalt der Natur gibt. These 1 seiner Ausführungen lautet: „Marxismus und Fragen der Ökologie sind nichts Getrenntes“. Diese Aussage zog sich dann wie ein roter Faden durch die eintägige Veranstaltung. Eine weitere These lautet „Der Mensch ist nicht der Eigentümer der Natur, sondern lediglich der Besitzer und Nutznießer.“ Brenner nannte dies den „ökologischen Imperativ“.
Tina Sanders, Biologin, befasste sich mit dem Stand der wissenschaftlichen Forschung zum Klimawandel und den Ergebnissen dieser Forschung. Auch wenn noch nicht alle Thesen durch die Wissenschaft endgültig bewiesen sind, so könne es keine Zweifel geben, dass es einen Klimawandel gibt und dass der Einfluss des Menschen an diesem eindeutig vorhanden sei. Sanders greift dabei auf den Begriff Anthropozän zurück, eine Benennung für ein neues Erdenzeitalter, in dem das Handeln der Menschen zum entscheidenden Einflussfaktor auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden sei.
Kurt Baumann und Patrik Köbele wurden im zweiten Teil der Konferenz handlungsorientierter. Baumann wies gleich in seinem ersten Satz darauf hin, dass es bei der Auseinandersetzung in der Klimafrage um eine Auseinandersetzung zwischen Kapital und Arbeit geht. Richtig sei, dass die Klimafrage durch das Kapital funktionalisiert werde und dieses das Thema Ökologie gekonnt nutze, um eigene Interessen durchzusetzen. Er stellte dann die Frage, inwieweit wir als Kommunistinnen und Kommunisten die Widersprüche innerhalb des Kapitals nutzen können, um die Positionen der antimonopolistischen Kräfte deutlich zu artikulieren. Er wies darauf hin, dass viele Jugendliche auf der Suche sind, den angeblichen „Sachzwängen“ eine (weltanschauliche) Gegenposition entgegenzusetzen. Hier setzte Patrik Köbele in seinem Beitrag an und drang darauf, die Klassenfrage in die Bewegung zu tragen. Klingt trivial, ist es aber nicht, denn erhobene Zeigefinger und altkluge Belehrung will diese Bewegung am allerwenigstens. Köbeles Aufforderung: Mit diesem Kompass reingehen in die Bewegung, auch wenn diese vielschichtig ist und voller Widersprüche.
Die Konferenz war auf Diskussion ausgelegt und diese Diskussion fand auch tatsächlich statt mit klaren Fragen und sauberen Positionierungen durch zahlreiche Diskussionsbeiträge. Einer der Aspekte, der mehrfach in die Diskussion eingebracht wurde, war die Erkenntnis, dass nur eine übergeordnete Planung in der Wirtschaft den Auswüchsen einer überbordenden Warenwelt des Kapitalismus entgegenwirken kann. Wenn es also eine Steuerung in der Produktion geben solle, dann müsse dies direkt durch die Arbeiterklasse erfolgen und nicht über absurde indirekte Methoden wie eine CO2-Steuer. Auf die Frage, wer denn am stärksten unter dem Klimawandel leide, wurde hervorgehoben, dass der globale Süden am stärksten betroffen ist, dass aber die Auswirkungen auch hierzulande in den normalen Städten und vor allem den Mega-Citys unmittelbar zu spüren seien. In einem weiteren Diskussionsbeitrag wurde gefordert, den Kampf für Frieden mit dem Kampf gegen den Klimawandel zu verbinden, nicht zuletzt deshalb, weil das Militär zu den größten CO2-Emittenten gehört und insbesondere ein Atomkrieg katastrophale Auswirkungen durch eine ungeahnte Verschärfung des Klimawandels mit sich brächte. Immer wieder kam auch die Forderung zur Sprache, nach dem Verursacherprinzip vorzugehen, nämlich diejenigen zur Kasse zu bitten, die durch ihre Produktionsweise zwei Drittel der CO2-Einträge zu verantworten haben: die Unternehmen. Diese kann man an vielen Orten auch mit Namen nennen. Für die lokale Arbeit wurde vorgeschlagen, im Zusammenhang mit der Ressourcen-Verschleuderung konkrete Missstände und Absurditäten aufzudecken. So wird durch die Auslagerung der Wäschereien aus Kliniken die Wäsche häufig an weit entfernte Betriebe transportiert.
Patrik Köbele schloss die Konferenz mit der Aussage: „Wir haben die Differenziertheit der Bewegung gesehen und wir haben gesehen, dass die Unternehmen den Klimawandel nutzen, um eigene Interessen durchzusetzen. Dies ist im Kapitalismus normal. Wir haben aber auch Widersprüche aufgezeigt, die es zu nutzen gilt, und wir haben Klarheit geschaffen für den Kampf, um den es wirklich geht: Den Kampf gegen den Kapitalismus.“