Im Juli 2021 jährte sich der Beginn des Krieges von Reaktion und Faschismus gegen die Spanische Republik zum 85. Mal. Der Militärputsch begann am 17. Juli 1936 in Marokko und griff rasch auf Spanien über. Italienische und deutsche Flugzeuge brachten Fremdenlegionäre und maurische Truppen aus Marokko über die Meerenge von Gibraltar nach Spanien. Den Faschisten gelang es, große Teile Galiziens und Kastiliens zu besetzen. Burgos, etwa 250 Kilometer von Madrid entfernt, wurde zur Basis der Falangisten. In Andalusien nahmen sie Sevilla, Córdoba und Granada. Sie kontrollierten einen schmalen Korridor von der Küste bei Cádiz bis nach Córdoba. In Madrid, Barcelona und anderen Städten hingegen entwaffneten Arbeiter Offiziere und Soldaten, die mit den Faschisten sympathisierten.
Die zweite Republik
Was war geschehen? Spanien war überwiegend ein Agrarland mit Industriezentren in Madrid, Barcelona und Burgos. Die Weltwirtschaftskrise 1929 traf Spanien mit voller Wucht. Die Lebensbedingungen der Bevölkerung verschlechterten sich zunehmend. Im April 1931 fanden Wahlen statt, die eine Koalition aus republikanischen und linken Kräften gewann. In Madrid erreichten die fortschrittlichen Kräfte das Dreifache der Stimmen der Monarchisten, in Barcelona sogar das Vierfache. In den ländlichen Gebieten wurden die Mandate aufgrund Artikel 29 der Wahlordnung ohne Wahl, nämlich von den Bürgermeistern, vergeben – die Mandatierten waren selbstverständlich ausnahmslos Monarchisten.
Reform und Reaktion
1932 sollte das Agrarstatut die Eigentumsfrage auf dem Land neu regeln; im selben Jahr erhielten das Baskenland, Katalonien und Galizien den Autonomiestatus. Ein Jahr später fanden erneut Wahlen statt, bei denen klerikale und reaktionäre Kräfte gewannen. Eine äußerst reaktionäre Regierung wurde gebildet. Sie wollte einen Staat nach dem Vorbild Italiens und Deutschlands aufbauen.
Reformen wurden gestoppt. Die Agrarreform, ohnehin nur äußerst zurückhaltend begonnen, kam zum Erliegen. Auf dem Lande terrorisierten Falangisten die Bevölkerung. Menschen wurden angegriffen oder verschwanden. Dann streikten die Minenarbeiter in Asturien. Der Aufstand begann am 4. Oktober 1934, als sich bewaffnete Bergarbeiter in mehreren Städten versammelten. General Francisco Franco, dem späteren Führer des Militärputsches gegen die Spanische Republik, wurde die Niederschlagung des Aufstands übertragen. 1.500 Bergarbeiter fielen im Kampf gegen Fremdenlegionäre. In ganz Spanien wurden 30.000 Menschen verhaftet und interniert. Gefangene Bergarbeiter wurden gefoltert, vergewaltigt, verstümmelt, 500 exekutiert. Pläne, den Anführer des asturischen Aufstandes hinzurichten, riefen große Empörung hervor, die in eine Regierungskrise mündete.
Im Dezember 1935 löste Staatspräsident Niceto Alcalá Zamora das Parlament auf und schrieb Neuwahlen aus. Am 16. Februar 1936 wurde gewählt. Wahlsieger war die „Frente Popular“ – die Volksfront –, bestehend aus Republikanern (Unión Republicana), Sozialisten (PSOE), der Kommunistischen Partei (PCE) und der trotzkistischen POUM.
Der Putsch
Im Sommer 1936 verstärkte die rechte Presse ihre Hetze. Immer aggressiver traten die Führer der in den Putsch verwickelten Parteien auf. Durch Anschläge und Provokationen sollte im Land eine Stimmung von Angst und Verwirrung geschaffen werden. Ein Attentat, bei dem der Führer der Reaktion, José Calvo Sotelo, starb, bot den Anlass, den lange vorbereiteten Putsch am 17. Juli 1936 zu beginnen.
Ihre Basis hatte die reaktionäre Clique in den Kasernen. Dort agitierte ein Großteil der Offiziere gegen die Regierung. Diese war zwar über alle Vorgänge unterrichtet, die Gegenmaßnahmen zum Schutz der Republik fielen aber dürftig aus. Regierungschef Santiago Casares Quiroga argumentierte, man dürfe den Militärs keine Vorwände für ein gewaltsames Eingreifen liefern. Die Volksfront hatte frühzeitig auch eine notwendige Militärreform gestartet: Auf je 300 Soldaten entfiel ein General, auf jeden Offizier sechs Soldaten. Den Offizieren wurde angeboten, bei vollen Bezügen und mit ihren Waffen in den Ruhestand zu gehen. Das wurde gerne angenommen, um in aller Ruhe gegen die Regierung konspirieren zu können. Auch gegenüber dem späteren Diktator Franco war die Regierung nachsichtig. Er hatte es abgelehnt, den Eid auf die Republik zu leisten und argumentiert, er diene dem spanischen Königreich. Dennoch wurde er nicht entlassen.
Der Widerstand
Anders als die Regierung waren die Arbeiterklasse, die Gewerkschaften und die Kommunistische Partei wachsam.
Vom September 1936 bis Februar 1937 traten über 15.000 Freiwillige aus 32 Nationalitäten den Internationalen Brigaden bei. Mit der Bildung des „Thälmann-Bataillons“ sollten Kämpfer eines Sprachraums zusammengefasst werden, das „Tschapajew-Bataillon“ war mit Angehörigen aus 21 Nationen multinational.
Die Anarchisten erschwerten den Aufbau einer regulären Volksarmee. Als die katalanische Regierung im September 1936 zwei Jahrgänge einberief, veranstalteten sie Kundgebungen und stürmten die Kasernen. Sie schickten die frisch Einberufenen wieder nach Hause. Die Anarchisten wollten bewaffnete Milizen, keine reguläre Armee. Die Folge war, dass sich die republikanische Armee nur langsam und sehr ungleichmäßig formieren konnte. Dort, wo die Front näher und der Einfluss der Kommunistischen Partei stärker war, ging der Prozess schneller vonstatten – das betraf den Raum Madrid. Auch im Süden, bei Pozoblanco, standen die Faschisten bereits gut organisierten und bewaffneten regulären republikanischen Einheiten gegenüber. Nicht so in Katalonien und im Raum Málaga, wo der Einfluss der Anarchisten am stärksten war. Dort gab es nur schlecht bewaffnete und unorganisierte Milizen, die kaum in der Lage waren, regulären Truppen etwas entgegenzusetzen.
Appeasement-Politik
Der Franco-Putsch brachte die britische Regierung unter Stanley Baldwin in eine schwierige Lage, vertrat sie doch eine Politik der Befriedung der faschistischen Mächte Deutschland und Italien. Ziel der Befriedungspolitik Britanniens und Frankreichs war, die faschistische Aggression nach Osten – gegen die Sowjetunion – zu lenken. Die britische Regierung wollte sich nicht wegen der Spanischen Republik mit Hitlerdeutschland überwerfen. Außerdem war Paris und London eine Regierung unter Beteiligung der Kommunisten nicht geheuer. Gleich zu Beginn des Spanischen Krieges entwickelte das britische Außenministerium deshalb die Idee der „Nichteinmischung“.
Das faschistische Deutschland war an spanischen Rohstoffen sowie an einem Experimentierfeld für Waffen interessiert. Benito Mussolini, der von einem zweiten römischen Imperium träumte, sah in seinen Großmachtbestrebungen im Mittelmeerraum die Iberische Halbinsel als strategischen Ausgangspunkt. Die Förderung der Bestrebungen Francos durch diese beiden Mächte war an Dreistigkeit kaum zu überbieten.
Anstatt nun angesichts des Putsches und dessen Unterstützung durch die faschistischen Mächte der Spanischen Republik politisch den Rücken zu stärken und ihr praktische Hilfe zukommen zu lassen, wurde auf Initiative Frankreichs das „Komitee für Nichteinmischung in die Angelegenheiten Spaniens“ gegründet, dem Vertreter aus Frankreich und Britannien, dem Deutschen Reich, Italien, der Sowjetunion (die aber gleichwohl die Spanische Republik – unter anderem durch Waffenlieferungen – nach Kräften unterstützte) sowie 22 weiteren Staaten angehörten. Am 9. September 1936 trat das Komitee zu seiner ersten Sitzung zusammen. Zu diesem Zeitpunkt bombardierten bereits die deutsche und die italienische Luftwaffe Madrid. Am 31. Mai 1937 beschoss der Panzerkreuzer „Deutschland“ die Hafenstadt Almería und richtete ein Massaker an. Der deutsche Botschafter in London rechtfertigte das in einer Sitzung des „Nichteinmischungskomitees“ als Vergeltungsakt.
Im Jahr 1938 waren 30.000 Wehrmachtsangehörige und 80.000 italienische Soldaten für Franco im Einsatz. Dessen ungeachtet schloss im April 1938 die Regierung Chamberlain mit dem faschistischen Italien unter Mussolini einen Vertrag über „Freundschaft“ und „Zusammenarbeit“. 1938 wurde mit dem Münchner Abkommen die Tschechoslowakische Republik auf dem Altar der Befriedungspolitik geopfert.
Die USA trieben ihre Neutralitätsfarce so weit, dass sie 500 spanischen Flüchtlingskindern die Einreise in die USA verweigerten – und das, obwohl diese von dort auf dem Landweg nach Mexiko gebracht werden sollten. Die US-amerikanischen Behörden entschieden, die 500 Minderjährigen seien Kombattanten – und schickten den Dampfer zurück.
Der ehemalige Außenminister der Spanischen Republik, Julio Álvarez del Vayo, brachte in seinem Buch „Die Schlacht um die Freiheit“ das Wirken des sogenannten „Nichteinmischungskomitees“ in London auf den Punkt: „Es war ein glänzendes Beispiel der Kunst, das Opfer der Aggression den Aggressionsstaaten auf einem Präsentierteller zu servieren, dabei die vornehmen Gentleman-Manieren zu wahren und gleichzeitig den Eindruck zu erwecken, als wäre dabei die Erhaltung des Friedens das einzige Ziel.“
Angemerkt sei noch, dass die feige Appeasement-Politik die unter Arbeitern und vielen fortschrittlich denkenden Menschen in aller Welt bestehende Sympathie für die Spanische Republik nur noch vergrößerte. Auch in Britannien und Frankreich kam es zu massenhaften Bekundungen der Solidarität.
Der Druck wächst
Das Jahr 1937 brachte eine vorübergehende Festigung der Republik. Die faschistischen Mächte verfrachteten daraufhin noch mehr Kriegsgerät und Mannschaften nach Spanien. Zu Beginn des Jahres 1938 gelang es den Faschisten, durch eine Offensive das republikanische Gebiet zu teilen. Um dies rückgängig zu machen, überschritten Ende Juli republikanische Einheiten unter dem Kommando von Juan Modesto den Ebro und überrannten die faschistischen Stellungen, deren Besatzungen nur noch die panische Flucht übrig blieb – zum Teil wurden 50 Kilometer gewonnen. Die Offensive blieb jedoch wegen Materialmangels stecken. Um die Jahreswende 1938/39 entbrannte die Schlacht um Katalonien, im Februar 1939 war es vollständig in der Hand der Faschisten. Die republikanische Armee hatte keine Chance gegen die Übermacht an Menschen und Material, zumal in Frankreich 600 Flugzeuge, eine große Anzahl an Geschützen sowie Munition rechtswidrig zurückgehalten wurden. Hinzu kam, dass auf Druck des „Nichteinmischungskomitees“ die Internationalen Brigaden im September 1938 aufgelöst wurden.
Das Ende der Republik
Die Menschen verließen die Städte und Dörfer Kataloniens und versuchten nach Frankreich zu entkommen. Die italienische Luftwaffe flog Terrorangriffe. Und was machte Frankreich? Die Grenzen wurden geschlossen und sogar noch Verwundete, die über die Grenze gebracht werden konnten, nach Katalonien zurückgebracht. Später wurden Flüchtlinge und republikanische Armeeangehörige in französische Konzentrationslager eingepfercht. Am 27. Februar 1939 erkannten Britannien und Frankreich offiziell die „Gegenregierung“ in Burgos an und brachen alle diplomatischen Beziehungen zur rechtmäßigen Regierung der Spanischen Republik ab. Das war der Auftakt. Anfang März putschten der rechte Sozialist Julián Besteiro und der Befehlshaber der Zentralfront, Oberst Segismundo Casado, gegen die Republik. Die Verschwörer öffneten Franco die Front, der nun endlich triumphal in Madrid einziehen konnte. Nachdem das finstere Werk des Verrats vollbracht war, wurde Casado mit etlichen Anhängern von der Royal Navy evakuiert – mit Britannien als Ziel.
Nach seinem Sieg hinterließ Franco eine Spur des Grauens: Über Monate hinweg fanden täglich bis zu 40 Erschießungen in den franquistischen Kasernen statt – und das alles unter den Augen der Weltöffentlichkeit und mit direkter Unterstützung der katholischen Kirche. Noch heute werden Massengräber entdeckt.
Was bleibt
Will man dem politischen Werdegang Francos näherkommen, um zu begreifen, wie der ehrgeizige Kolonialoffizier dazu kam, derart in die Geschichte einzugreifen, stößt man schnell darauf, dass Franco unlösbar mit dem deutschen Imperialismus und dessen Geheimdienstapparat verknüpft war. Er war V-Mann zunächst für den deutschen Kaiser, dann für die Reichswehr und schließlich für das OKW-Amt Ausland/Abwehr. Dies enthüllte der ehemalige Oberst und Wehrmachtsattaché Hans Remer 1946 in der Sowjetunion.
Die Geschichte zeigt, wie die direkte und indirekte Zusammenarbeit der demokratischen bürgerlichen Republiken mit den faschistischen Gewaltherrschern funktionierte. Es gibt keine Freunde, sondern nur Interessen, und für Interessen verraten sie alles.
Beeindruckend ist bis heute, wie zehntausende demokratisch gesinnter Menschen, unter ihnen viele Kommunistinnen und Kommunisten, unter teilweise abenteuerlichen Bedingungen nach Spanien gingen, um die Republik zu verteidigen. Ebenso eindrucksvoll waren die internationale Solidarität und der breite Protest der Arbeiterklasse Britanniens, Frankreichs und anderer Länder gegen den Verrat der Spanischen Republik durch ihre Regierungen. Der Kampf um die Spanische Republik ist fest verankert in der Tradition der internationalen Arbeiterbewegung und aller demokratischen und fortschrittlichen Kräfte.