Im November 2017 vertrieb die syrische Armee den IS aus der Grenzstadt al-Bukamal. Damit war die letzte größere Bastion des IS gefallen, der IS militärisch besiegt. Von nun an war es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die letzten Reste dieser Organisation zerstört wurden.
Doch im Dezember 2018 reklamierte US-Präsident Trump den Sieg über den IS für sich. „Wir haben den IS in Syrien geschlagen, das war der einzige Grund, während der Trump-Präsidentschaft dort zu sein“, verkündete er auf Twitter und nahm diesen Sieg immerhin zum Anlass, den Abzug der illegal in Syrien stationierten US-Truppen zu verkünden. Ein Sturm der Entrüstung brach los, weil ein Abzug der US-Truppen die kurdischen Verbündeten der USA gefährdet hätte. Nicht so sehr wegen des IS, sondern wegen der türkischen Drohungen gegen die SDF. Aber auch der IS galt als noch lange nicht geschlagen.
Nun ist der IS erneut geschlagen. Die letzten Einheiten des IS hatten sich in al-Baghuz Fawqani verschanzt, einem kleinen Ort im Einflussgebiet der „Demokratischen Kräfte Syriens“ (SDF) auf dem linken Ufer des Euphrat. Die Truppen der SDF haben den Ort in schweren Kämpfen erobert, ihre Gegner waren überwiegend Dschihadisten aus Tunesien, Marokko, Ägypten und anderen Ländern.
42000 Menschen aus 120 Ländern kämpften mit dem IS – und dasselbe gilt für die übrigen dschihadistischen Organisationen. Ihre Waffen erhielten sie auf dem Schwarzmarkt, über die Eroberung von Militärlagern – oder von den USA auf dem Umweg über „gemäßigte“ Dschihadisten.
Der französische Präsident feierte den Sieg über den IS und betonte, damit sei eine große Gefahr für Frankreich gebannt. Doch der IS hat nicht Frankreich zerstört, sondern im Irak und in Syrien gewütet. Und der IS war – und ist – nicht die einzige dschihadistische Organisation in Syrien. Nach wie vor kontrolliert die al-Kaida nahe Organisation Hayat Tahrir al-Sham (HTS) einen großen Teil der syrischen Provinz Idlib, geduldet von der türkischen Regierung und mit Billigung der USA und der EU. Eine Offensive der syrischen Armee, um auch Idlib zu befreien, würde auf wütenden Widerstand dieser Regierungen treffen.
Ohne die Zerstörung des irakischen Staates durch den US-Krieg und ohne die Schwächung Syriens durch die Unterstützung der NATO-Staaten für die Dschihadisten hätte es den IS nicht gegeben.
Die massiven Sanktionen und die Zerstückelung des Landes – die USA im Norden und bei al-Tanf, die Türkei in Idlib – setzen genau die Politik fort, die den IS erst möglich gemacht hat. Und ein Abzug der US-Truppen ist in weite Ferne gerückt.