Trotz aller angeführten historischen Zusammenhänge in diesem Artikel von Manfred Sohn bleibt er dabei, über Fehler zu sprechen. Es ist die ständig wiederkehrende Versuchung für Analysten. Was sagen Fehler und was ist daraus lernen? Zu China und den anderen sozialistischen Staaten schreibt er: „Ihr sozialistischer Anlauf ist genauso blut- und fehlerbefleckt und gleichzeitig ebenso ruhmvoll und zukunftsweisend, wie es jener der Pariser Kommune oder der des Roten Oktober war. Es wäre nach den Niederlagen von 1871 und 1989 ein historischer Fehler der westeuropäischen Kommunisten, zu meinen, die ‚Aurora‘ warte nur auf uns, die Kanone neu abzufeuern.“ Die Oktoberrevolution lässt sich aber mit einer Niederlage von 1989 nicht erfassen. Die Oktoberrevolution war der Glockenschlag, der bis heute alle politischen Prozesse unausweichlich prägt. Sie und der in der Folge historische Sieg der Roten Armee in Stalingrad sind für das Kapital weder erfassbar noch eliminierbar. Trotzdem ist der historische Prozess offen, weil die menschliche Gesellschaft immer noch in einem atomaren Feuer untergehen kann.
Der Glockenschlag
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