Was haben Aufrüstung und Krieg mit der Umwelt zu tun? Dieser Frage ging UZ-Autorin Anne Rieger auf einer Veranstaltung am 26. November in der Willi-Rehbein-Halle in Hanau nach. Die Diplom-Psychologien Rieger war Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Waiblingen und ist Erstunterzeichnerin des Aufrufs „Gewerkschaften gegen Aufrüstung und Krieg“. Sie lebt seit 2009 im österreichischen Graz.
Zu der Diskussion unter dem Titel „Kein Klimaschutz ohne Frieden: Abrüsten – auch fürs Klima“ hatte die Hanauer Friedensplattform zusammen mit der DKP Main-Kinzig, dem DGB Südhessen und anderen Organisationen eingeladen. Mit der Wahl des Themas trafen die Veranstalter einen Nerv: 50 Teilnehmer kamen.
Die globale Durchschnittstemperatur steigt um 4,5 Grad, wenn alle Länder und deren Ökonomien so weiter machen wie bisher. Mit diesem Hinweis begann Anne Rieger ihre Ausführungen. Sie schlüsselte auf: Die höchsten CO2-Emissionen pro Kopf habe im Jahr 2023 Saudi-Arabien aufgewiesen. Russland liege auf Platz 3, die USA auf Platz 5. China folgt erst auf Platz 7.
Als größten Klimakiller nannte Rieger Rüstung und Militär. Ein Panzer des Typs „Leopard“ verbraucht 414 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer. Zum Vergleich: Audis SUV Q8 verbraucht „nur“ 12,1 Liter auf 100 Kilometer. Ein „Eurofighter“ erzeugt pro Stunde 11 Tonnen CO2 – so viel, wie ein durchschnittlicher Deutscher in einem ganzen Jahr. Die Rüstungsausgaben alleine der EU sorgen für Emissionen, die denen von 14 Millionen Autos entsprechen. Regelmäßig stattfindende Manöver und die aktuellen Kriege zerstören die Umwelt weiter, etwa durch zerstörte Infrastruktur und freigesetzte Umweltgifte. Die Ökobilanz des Ukraine-Krieges ist verheerend. Für Gaza fehlen Daten.
In klimawissenschaftlichen Studien werden Militär und Rüstung selten erwähnt. Warum wohl?
Wenn alle NATO-Mitglieder 2 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Rüstung ausgeben, wird sich ihr militärischer CO2-Fußabdruck zwischen 2021 und 2028 auf 2 Milliarden Tonnen vergrößern. Zum Vergleich: Das Erdöl fördernde Russland verursacht rund 1,65 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.
Krieg zerstört Vertrauen, und ohne Vertrauen kann globale Klimapolitik nicht gelingen. Dennoch steigen die Militärausgaben ins Unermessliche. Das Geld fehle auch in Bildung, Schule, im Gesundheitswesen, in allen sozialen Strukturen. Statt Klimaschutz zu betreiben, rüstet auch die BRD auf.
Zum Abschluss mahnte Rieger: Die einzige Chance, den großen Krieg zu verhindern, sei, selbst aktiv zu werden. Dazu gebe es für jeden Möglichkeiten. Zuerst müsse man sich selbst bilden, dann andere aufklären. Das gehe überall, ob auf der Straße, in Betrieben, in Vereinen, in Bündnissen oder in der Nachbarschaft. Es gebe aktuell viele wichtige Petitionen und Appelle, die man selbst unterschreiben und für die man auch aktiv sammeln könne. Etwa den Berliner Appell, den Aufruf Gewerkschaften gegen Aufrüstung und Krieg oder die Petition gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht.
In der anschließenden lebhaften Diskussion wurde über die Macht der Medien diskutiert. Oft diskutiere man mit guten Argumenten, bis das Gegenüber sage, man habe zwar Recht, „aber der Putin …“ Diesem Totschlagargument könne man so begegnen: 1. Die Medien sind in der Hand der Herrschenden, 2. Fakten: Menschen sterben, darunter viele unschuldige Kinder und Frauen, Menschen fliehen, Landschaften werden zerstört. Daran ändert sich nichts, solange das nicht beendet wird.