Vergangene Woche berichtete die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) über einen drohenden Abbau von 1.800 der rund 33.000 Stellen bei der DB Cargo AG, der Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn. Hintergrund der Pläne ist eine vom Cargo-Vorstand ausgerufene „Transformation“. Man wolle ein „Unternehmen mit branchenüblichen Renditen“ werden. Die Bahntochter gilt den Managern als „Sorgenkind“ und schreibt Jahr für Jahr Verluste im hohen dreistelligen Millionenbereich.
Letzte Woche Freitag berichtete der „Spiegel“ von einem internen Schreiben der DB Cargo-Chefin Sigrid Nikutta. Man werde keine Entlassungen durchführen, sondern „frei werdende Arbeitsplätze im operativen Bereich nicht nachbesetzen“. Betroffen ist wohl das Geschäftsfeld „Kombinierter Verkehr“. Damit bezeichnet man den Gütertransport, an dem verschiedene Verkehrsträger (Schiene, Lkw und Schifffahrt) beteiligt sind. DB Cargo ist noch in zwei weiteren Geschäftsfeldern aktiv: dem Ganzzug- und dem Einzelwagenverkehr.
In einem internen Papier, das die Pläne zur „Transformation“ grob umreißt, heißt es, diese „Verbundproduktion“ sei „komplex“, erzeuge „hohe Kosten“ und hemme die „Wettbewerbsfähigkeit“. Daher wolle man eine „gekapselte Produktion“ einführen. Den Plänen zufolge soll zunächst das Geschäftsfeld „Kombinierter Verkehr“ in eine Tochtergesellschaft verlagert werden. Andere Unternehmen würden mit dem „Kombinierten Verkehr“ Geld verdienen, DB Cargo aber nicht, beklagt die Managerin laut „Spiegel“. Die Ursache dafür sieht sie in der Struktur des Unternehmens. Bislang warb DB Cargo dafür, „Schienentransporte aus einer Hand“ anzubieten.
Als verantwortlich für den Großteil der Verluste gilt der Einzelwagenverkehr (EV). Einzelne Güterwagen werden bei Industriekunden abgeholt und auf Rangierbahnhöfen zu Zügen zusammengestellt. Sein Anteil am Schienengüterverkehr insgesamt beträgt 18 Prozent. Gerade für die Schwerindustrie hat er eine große Bedeutung. Der Prozess ist personal- und zeitintensiv und gilt als „unrentabel“. Deshalb hängt er am Tropf staatlicher Förderung. Zwar wurden die Fördermittel für den EV im Bundeshaushalt 2024 erhöht, der politische Druck, in Zukunft schwarze Zahlen zu schreiben, ist nichtsdestotrotz groß. Mit verstärkter „Automatisierung und Digitalisierung“ von Produktionsabläufen will das Cargo-Management die „Effizienz“ im Einzelwagenverkehr steigern. Inwieweit der EV von den Umbauplänen betroffen ist, ist noch unklar.
Den politischen Rahmen der „Transformation“ gibt die Bundesregierung vor. Ziel ist es, den Marktanteil des Schienengüterverkehrs von derzeit etwa 19 Prozent auf 25 Prozent im Jahr 2030 zu heben. Ernstzunehmende verkehrspolitische Maßnahmen, wie die verpflichtende Anbindung von Industriegebieten an die Güterbahn, werden aber lediglich „geprüft“. Künftig sollen „auskömmliche Renditen die kontinuierlichen Investitionen und deren Refinanzierung erlauben“, heißt es im „Masterplan Schienengüterverkehr“ des Bundesverkehrsministeriums. Den Schienengüterverkehr solle eine „hohe Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern“ auszeichnen.
Den politischen Segen, das Unternehmen im Namen des Wettbewerbs weiter zu rationalisieren, hat der Vorstand also. Die EVG spricht davon, dass DB Cargo „kaputt gespart“ werden soll und warnt vor einer „Zerschlagung“. Sie bezeichnet die Pläne als „absurd“ und fordert den „Erhalt der drei Säulen des Güterverkehrs bei der DB Cargo AG“.