Frieden ist das wichtigste Thema unserer Zeit, so die Kreisvorsitzende der DKP Essen, Siw Mammitzsch, zum Beginn der Matinee zum Internationalen Frauentag des Frauenarbeitskreises der DKP Essen. Dahinter müssten andere Frauenthemen momentan zurückstehen – so wichtig sie auch seien.
Und so drehte sich die gelungene Veranstaltung unter dem Titel „Frauen – Stark für den Frieden“ dann auch um das Thema, ohne das alles nichts ist. Pax, die römische Personifizierung des Friedens, steigt dabei vom Sockel ihrer Statue herunter, um dem Publikum durch die Jahrhunderte hin Frauenkämpfe für den Frieden zu zeigen.
Als erstes unterbricht Pax den wütenden Romulus – es ist etwa 750 vor unserer Zeitrechnung, Romulus hatte gerade Rom gegründet und eins war knapp: Frauen. Was folgte, war der „Raub der Sabinerinnen“ samt darauf folgendem Krieg, den die Frauen verhinderten, indem sie sich auf das Schlachtfeld drängten und um Einhalt flehten.
Weiter geht es 411 vor unserer Zeitrechnung mit einem der berühmtesten Streiks der Welt. Lysistrata und ihre Mitstreiterinnen in Athen und Sparta verweigerten sich ihren Männern sexuell und beschlagnahmten obendrein noch die Kriegskasse – und siehe da, es war Frieden. Zumindest im Theaterstück von Aristophanes.

Und so geht es Schlag auf Schlag durch die Geschichte an diesem Sonntag in der Turnhalle der Essener Zeche Carl: 1140 in Weinsberg bekamen die Frauen der belagerten Burg einen freien Abzug, bei dem sie ihr liebstes Hab und Gut mitnehmen durften – so sie es denn tragen konnten. Die Frauen trugen ihre Männer. Im Jahr 1529 handelte Margarete von Österreich mit Luise von Savoyen den Damenfrieden von Cambrai aus, nachdem die Herrscher selbst, Margaretes Neffe Karl und Luises Sohn Franz, nicht miteinander verhandeln wollten. Das Bühnenbild bleibt – in bewährter Manier – karg, aber wirkungsvoll. Am roten Vorhang hängen kleine Requisiten, die Hinweise auf Zeit oder Gegenstand des Geschehens geben, dazu kommen wirkungsvolle Kostüme und im Hintergrund eingeblendete Bilder.
Und die Frauen des Essener Frauenarbeitskreises bleiben mit ihrem Programm nicht in grauer Vorzeit stehen: Ein Pärchen debattiert über Bertha von Suttner, das Publikum hört Clara Zetkins Rede bei der Internationalen Frauenkonferenz für den Frieden in Bern, die Widerstandskämpferin Irma Trksak berichtet in einem Interview davon, wie sie und ihre Mitgefangenen selbst noch in Ravensbrück – zur Arbeit in der Rüstungsindustrie gezwungen – versucht haben, mit kleinen Sabotagen den Krieg zu stören. Das Publikum wohnt einer Redaktionssitzung der Zeitschrift „Frau und Frieden“ bei – und erfährt so nebenher von den Redakteurinnen Ingeborg Küster und Elly Steinmann von den Friedenskonferenzen der Frauen und Mütter und von der Volksbefragung zur Remilitarisierung. In den 1980er Jahren unterschreiben zwei junge Frauen den Krefelder Appell und lernen dabei Etti Gingold kennen – und beschließen, zur Friedensdemo mit Fasia Jansen zu gehen. Zum Schluss wird es noch mal international: Das Publikum erfährt von Friedenskämpferinnen der Gegenwart aus Honduras, dem Sudan, Afghanistan, und von Francesca Albanese, die für ihr Engagement für Gaza verfolgt wird.
Und jetzt? Den Berliner Appell unterschreiben, selber Unterschriften sammeln – und ab auf die nächste Friedensdemo. Nach kräftigem Applaus trinkt das Publikum ein letztes Glas – viele nehmen Unterschriftenlisten mit, um im eigenen Freundeskreis zu sammeln.
Leider bleibt bei Zuschauerinnen, Zuschauern, Helfern und Darstellerinnen am Ende der Matinee eine Unsicherheit: Wird diese Veranstaltung nochmal so stattfinden können? Die Auf Carl GmbH, Träger der „Zeche Carl – Zentrum für Soziokultur“, hat in einem Vorstandsbeschluss festgelegt, dass Parteien keine Räumlichkeiten mehr in der Zeche mieten dürfen. Wenn es dabei bleibt, ist das nach über 30 Jahren das Aus für die Frauentagsveranstaltungen der Essener DKP in der gewohnten Form. Und die Zeche Carl verabschiedet sich von einem großen Stück Soziokultur.
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