Nach mehr als 30 Jahren im Rettungsdienst kann ich die mangelnde Kompetenz der Polizei in psychischen Notsituationen leider nur bestätigen. In vielen Fällen ist medizinische/rettungsdienstliche Intervention angezeigt – etwa wenn aufgrund von Drogenkonsum, Psychosen oder Zuckerschock – Aufzählung unvollständig – verminderte Steuerungsfähigkeit vorliegt. Die Abgabe diverser Schüsse mit Todesfolge seitens der Polizei ist unbegreiflich. Ich habe vielfach mit Gewalt im Einsatz zu tun gehabt, auch Bedrohungslagen mit Messer. Trotz Anwesenheit von vier Polizeibediensteten, einfachsten Sicherungsmaßnahmen wie dem Schließen und Sichern der Balkontür und der Sicherstellung diverser Messerblöcke gelang es dem Patienten, sich erneut zu bewaffnen und einen Angriff auf mich zu starten. Ich habe den Angreifer durch entsprechendes Handeln entwaffnet und gesichert, unbändiges Staunen bei der Polizei. (…) Wir reden hier nicht von Amokläufen, die Schusswaffengebrauch rechtfertigen könnten, sondern von Einzelpersonen und absoluter Überlegenheit an Polizeikräften. Hier vermag ich nicht im Ansatz Notwehr zu erkennen und hoffe auf wirklich unabhängige Ermittlungsverfahren und entsprechende Anklagen, Verurteilungen und Entfernung aus dem Dienst. Verantwortung tragen aber auch die Innenminister, Polizeipräsidenten (m/w/d), Führungskräfte und Polizeiakademien wegen völlig unzureichender Ausbildung.
Das ist keine Notwehr
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