Amerikas Präsident sticht Chinas Wirtschaft ins Herz“, glaubt ein Hendrik Ankenbrand in der „FAZ“. Mittwoch letzter Woche hatte Donald Trump den „nationalen Notstand“ ausgerufen. Danach hatte das Handelsministerium begonnen, eine „Schwarze Liste“ anzufertigen, auf der Huawei und etwa 70 mit dem Konzern verbundene Unternehmen aufgeführt werden. Diese Unternehmen, die angeblich die „Sicherheit Amerikas“ bedrohen, sind nun per Dekret von der Belieferung mit Produkten der US-amerikanischen Chip- und Halbleiter-Industrie ausgeschlossen. Der „FAZ“-Autor sieht sogleich die Existenz von Huawei und folglich auch den 5G-Netzausbau in der Bundesrepublik in Gefahr. Denn, wenn „die in Amerika zusammengekauften
Halbleiter-Reserven“ Huaweis nach etwa einem Jahr ausgingen, würde „es kritisch“.
Ankenbrand repräsentiert die typisch arrogante Haltung der „Atlantiker“, die noch immer an die Suprematie des „Weißen Mannes“ glauben. Huawei? Weltmarktführer? Aber doch nur mit US-Technologie: „Denn Halbleiter oder Chips von amerikanischen Herstellern (zum Beispiel von Qualcomm) stecken in so vielen Produkten von Chinas wichtigstem Unternehmen, dass Huawei in arge Bedrängnis kommen würde, würde es von ihnen abgeschnitten.“ Und genau das sei nun eingetreten. Wie sehr China am „Technologietropf Amerikas“ hänge, sei der „zur Selbstüberschätzung neigenden Parteiführung in Peking“ lange Zeit nicht klar gewesen.
Immerhin macht der „FAZ“-Autor doch klar, worum es der US-Führung mit der absurden Ausrufung des „nationalen Notstandes“ eigentlich geht. Die US-inszenierte internationale Blockade Huaweis funktioniert nicht wie erhofft. Selbst die Treuesten der Treuen (Deutsche und Briten) kündigen die Gefolgschaft. Wenn aber das US-Imperium den 5G-Weltmarktführer Huawei nicht nur zum Agenten des chinesischen Geheimdienstes, sondern auch zu einem technologisch impotenten und damit unzuverlässigen Lieferanten degradieren könnte, dann dürfte sich die 5G-Frage für die Vasallen wohl noch einmal neu stellen. Der „FAZ“-Artikel darf wohl als dezenter Hinweis verstanden werden, hier umzudenken. Google, ganz Trump-Gefolgsunternehmen, stellte umgehend die Geschäftsbeziehungen zu Huawei ein und sperrte den Play-Store und die Android-Updates für die Chinesen.
Inwieweit die Fakten die Propaganda stützen, ist wie immer eine andere Frage. Aus der Sicht der „Atlantiker“ sind natürlich die US-Geheimdienste berechtigt, uns komplett zu überwachen und alles elektronisch Verfügbare zu speichern. Chinesische Firmen, die sich dem verweigern, sind da selbstredend eine Gefahr für die „nationale Sicherheit“. Und ebenso ist es schon okay, wenn das Imperium langfristige Lieferverträge über Nacht kündigt, einen Wirtschafts- und Technologiekrieg entfacht und das Gesetz des Dschungels in den internationalen Beziehungen einführt. Bekommen chinesische Firmen dann (die gewünschten) Probleme, liegt es natürlich an der „Selbstüberschätzung“ der chinesischen Führung und daran, dass „China trotz intensiver Anstrengungen in den neunziger Jahren keine wettbewerbsfähige inländische Chip-Industrie“ habe aufbauen können.
Nur, ist das so? Es dürfte wohl kaum jemandem klarer gewesen sein, dass das Imperium letztlich seine Macht- und Ressourcenbasis mit allen Zähnen und Klauen verteidigen, also – auch – einen kompletten Wirtschafts- und Technologiekrieg gegen die Volksrepublik beginnen wird, als solchen strategischen Denkern wie Chinas Xi Jinping oder Huaweis Ren Zhengfei. Ob und inwieweit Huawei bei den Halbleitern technologisch tatsächlich hinterherhinkt, ist von außen nicht einfach zu beurteilen. Aktuell gibt es einen Kampf der Entwickler um den leistungsfähigsten 7-nm-Chip. Dabei geht es nicht nur um die kleinste herstellbare Strukturgröße, sondern um die Gesamtleistungskapazität. Nach Darstellung des japanischen IT-Unternehmens TechanaLye gab es Ende 2018 drei Varianten von 7-nm-Chips. Die Huawei-Entwicklungskapazität sei „gleich oder besser als die von Apple und entspricht dem Welt-Top-Level“.
Huaweis Tochter HiSilicon Technologies, verantwortlich für die Chip-Produktion, hat einen rasanten Aufstieg vorzuweisen. Möglicherweise mag es durch den US-Technologiekrieg Störungen bei Huawei geben. Andererseits ist damit Silicon Valley, die strategisch wichtige US-Industrie, als zuverlässiger Lieferant verbrannt. Jeder, der kann, wird sich nach anderen Quellen umsehen. Nicht nur die Chinesen. Huawei wird die notwendigen Chips schon selber bauen, da darf man ziemlich entspannt sein. Der US-amerikanische Technologiekrieg wird in der Tat einen Verlierer kennen. Das US-Imperium selbst.