Unterstützt die Online-Petition der Studierenden der Europäischen Akademie der Arbeit gegen die Räumung des City Plaza Hotel: www.openpetition.eu/gr/petition/online/haende-weg-vom-city-plaza-hotel
Seit 2010 stand das City Plaza Hotel im Stadtteil Exarchia in Athen leer. Seit 2016 ist es wieder mit Leben gefüllt und trägt im Internet den Titel „Das beste Hotel Europas“. Denn im April 2016 besetzten linke Aktivisten und Flüchtlinge das Gebäude, das noch voll möbliert und ausgestattet war. Nun leben hier rund 400 Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan, Pakistan, Kurdistan und vielen anderen Ländern. Sie hatten zuvor auf der Straße gelebt oder waren in Sammellagern völlig unzureichend untergebracht.
Die griechischen Medien berichten derzeit, dass den Bewohnern mit Räumung gedroht wird. Das ist nicht das erste Mal, aber die Gefahr ist ernst zu nehmen. Die Besitzerin des City Plaza Hotel, Aliki Papachela, die in Griechenland mehrere Hotels besitzt, hat Strafanzeige gegen den Minister für öffentliche Sicherheit und den Polizeipräsidenten gestellt, um die Räumung zu erzwingen. Zusätzlich befeuert wird die Drohung, das City Plaza zu schließen, von der rechtsextremen Szene, aber auch von der Regierungspartei Syriza. Ironischerweise will Papachela das Gebäude nach der Räumung angeblich einer NGO zur Verfügung stellen, die dort unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unterbringen soll.
Studierende der Europäischen Akademie der Arbeit (EAdA)in Frankfurt (Main) hielten sich im Mai 2017 für eine Studienreise in Athen auf und beschlossen, sich selbst ein Bild zu machen: Im Café des Hotels erzählte ein älterer Grieche die Geschichte des City Plaza und machte deutlich, dass das City Plaza mehr ist als nur eine Unterkunft. Während Europa seine Grenzen dicht macht und Flüchtlingspolitik mit Mauern und Zäunen macht, leben hier Menschen verschiedener Nationalitäten, Religionen und ethnischer Herkunft gemeinschaftlich und friedlich zusammen. Unter dem Motto „We live together – solidarity will win“ organisieren alle ihren Alltag gemeinsam. Jede Woche kommen alle Bewohner zusammen und besprechen ihr Zusammenleben. Die Regeln haben sie gemeinsam erstellt und sie werden von allen befolgt. Die Finanzierung des Hotels läuft ausschließlich über Spenden. Zu den Unterstützern gehören auch deutsche Gewerkschaften.
Deutsche Medien berichten gerne und oft über Streitereien zwischen Angehörigen verschiedener Religionen in Flüchtlingsunterkünften. Auf unsere Frage, ob es hier ähnliche Probleme gibt, lächelt unser Gastgeber nur: „Nein, solche Probleme haben wir hier eigentlich nicht.“
Warum kommt es nicht zum Konflikt? Mit großer Wahrscheinlichkeit hängt es mit der Vielzahl an Beschäftigungs- und Bildungsmöglichkeiten zusammen. Im City Plaza finden Flüchtlinge endlich ein wenig Frieden – aber es ermöglicht ihnen viel mehr: Es gibt ärztliche Versorgung, Rechtsberatung, Sprachkurse, Musik- und Tanzkurse, eine Bücherei, einen Friseur. Alle Bewohner übernehmen Aufgaben im Hotel – vom Kochen über das Putzen bis hin zum Sicherheitsdienst. Der ist leider notwendig, denn nur 400 Meter entfernt liegt die Zentrale der faschistischen Partei „Goldene Morgenröte“, Übergriffe aus der rechtsextremen Szene sind zu befürchten. Dass noch nichts passiert ist, liegt an der großen Solidarität aus der Bevölkerung, besonders von den Nachbarn.