Drei Tage, drei Nächte, 1 500 Personen auf dem Platz, 650 Dauergäste, sechs Veranstaltungsorte mit über 60 Programmpunkten aus den Bereichen Partys & Konzerte, Lesungen und Filme, politische Diskussionsrunden, Workshops, Sport, Spiele & Sonstiges, acht internationale Schwesterorganisationen, vier Medienpartner, 29 Unterstützerorganisationen, zwei Mitveranstalter und jede Menge gute Laune und fröhliche Gesichter. Das und viel mehr war das Festival der Jugend 2015.
Breites Programm
Drei Tage lang war für jede und jeden was dabei: Angeregt diskutiert wurde mit dem Filmemacher Tobias Kriele über die Rolle von Medien im Sozialismus, der die Aussage einer kubanischen Freundin zitierte: „Wir machen das Mittelmäßige selbst, und auch das Gute und auch das, was wir schlecht machen. Das machen wir alles selbst, aber wir machen es.“ Das ist wohl der entscheidende Unterschied zur deutschen Presselandschaft, die fast vollständig von etwa zehn reichen Familien beherrscht wird, wie in einer anderen Diskussionsrunde zu erfahren war. Selber organisiert waren auch das Improvisationstheater, das Fußballturnier und ein HipHop-Workshop. Jörg Kronauer berichtete spannend über die Rolle der imperialistischen Staaten beim Aufbau des Islamischen Staat (IS) und die Journalistin und Autorin Susann Witt-Stahl stellte ihr Buch „Antifa heißt Luftangriff“ vor, in dem sie harsche Kritik an der politischen Ausrichtung bestimmter antifaschistischer Zusammenschlüsse und Organisationen übt.
„Das war uns sehr wichtig“, resümiert Florian Hainrich vom Bundesvorstand der SDAJ. „Wir wollten ein breites, gut durchmischtes Programm bieten.“ Der Schwerpunkt lag sicherlich auf politischen Runden, aber auch Kultur, Sport und Musik kamen nicht zu kurz. Das zeigten nicht zuletzt auch die Lesungen von Peter Mertens, Vorsitzender der Partei der Arbeit aus Belgien, der aus seinem Bestseller „Wie können sie es wagen?“ las, oder Ellen Schernikau, die aus den Werken ihres verstorbenen Sohnes vortrug. Und es war nicht nur bei den Spanienliedern von Erich Schaffner im Café K der DKP kein Platz mehr frei. Volles Haus war auch bei den Konzerten von Daniel Kahn, den Rappern S. Castro und Derbst One und der Skatepunkband Narcolaptic am Samstag.
Neue Freunde
Und doch wurde die SDAJ von der Breite der Unterstützerorganiationen überrascht, denn 29 andere Organisationen beschlossen, als offizielle Unterstützer des Festivals aufzutreten. Die Liste umfasst als bundesweite Organisationen die DFG-VK, die DIDF-Jugend, den Verband der Studierenden aus Kurdistan (YXK), Cîwanên Azad Deutschland/Kurdische Jugend, dielinke.SDS, Rote Peperoni und die Marx-Engels-Stiftung. Dazu kamen einige Strukturen aus den Gewerkschaften mit der DGB-Jugend Franfurt, der EVG-Jugend München, der ver.di-Jugend Bayern und dem Landesverband Bayern der GEW. Auch die Bündniskontakte im Bereich der Schülervertretungen kamen zur Geltung; die Landesschülervertretung NRW sowie die Bezirksschülervertretungen aus Dortmund, Essen und Köln wollten das Festival mit unterstützen. Ansonsten befinden sich auf der Unterstützerliste Solid NRW & Hessen sowie die Ortsgruppe Ortenau, die Freidenker NRW, Antiimperialistische Aktion Ruhrpott, Arbeiterlieder Ultras, Bündnis Dortmund gegen Rechts, Bündnis Fulda stellt sich quer, Duisburger Netzwerk gegen Rechts, See Red! – Interventionistische Linke Düsseldorf, Gruppe Hilarius und Initative e. V. – Verein für Demokratie und Kultur von unten. „Für uns war dieses Festival auch wichtig, um unsere Kontakte zu befreundeten Organisationen zu stärken“, so Paul Rodermund, Bundesvorsitzender der SDAJ. „Das ist angesichts der anstehenden Proteste gegen den G7-Gipfel, zu denen wir und andere bundesweit mobilisieren, mehr als notwendig.“ Auffällig war auch die hohe Präsenz von internationalen Gästen aus Griechenland, Portugal, Zypern, Türkei, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden und Belgien auf dem Festival, die sich in eigenem Zelt präsentierten.
Gut organisiert
Es war das vierte Festival der Jugend, das die SDAJ seit 2008 im Jugendpark in Köln organisiert hat. Schon im Vorfeld war deutlich geworden, dass das Festival der Jugend auf großes Interesse auch über die SDAJ hinaus stößt. Von Anfang an waren die Naturfreundejugend und die DKP bei den Planungen dabei. Die Naturfreundejugend beschloss, dass sie ihr jährliches Teeniecamp auf das Festival der Jugend verlegen wollen. „Wir haben mit 650 Dauercampern und Dauercamperinnen fast eine Verdoppelung der Teilnehmerzahl erreicht – ohne Werbeagentur, ohne bezahlte Organisatoren, ohne Kommerz, sondern alles selbst organisiert“, so die Festival-Hauptverantwortliche Anne Wolf. „Hier zeigt sich im Kleinen, was möglich ist – wenn wir uns organisieren.“