Danke, Esther

Patrik Köbele zum 93. Geburtstag von Esther Bejarano

Unsere Genossin Esther Bejarano wird 93. Wer sie erlebt, wer sie trifft, wer das Glück hat bei einem ihrer Konzerte dabei zu sein, der kann das kaum glauben. Diese Kraft, die sie ausstrahlt und weitergibt, scheint nicht zu diesem Alter zu passen.

Ich bin sehr froh, dass sich unsere Wege einige Male kreuzten. Ich denke zurück an das vergangene UZ-Pressefest. Die Rapperin Esther mit „ihren Jungs“ von der Microphone Mafia gaben das Abschlusskonzert des Pressefests. Die Hauptbühne war leider mehr oder minder im Schlamm versunken, das Konzert musste umziehen – kein Problem für Esther und ihre Jungs. Das Konzert dann rappelvoll – und erst die Stimmung. Wer da nicht an mancher Stelle feuchte Augen bekam, wer da nicht kämpferisch mitzusingen begann, der muss entweder ein Stein oder vom Geheimdienst gewesen sein.

Esthers Leben wiederzugeben erfordert Bücher, sprengt den Umfang dieses Artikels. Allen sei deshalb ihr Buch „Erinnerungen“ (Laika-Verlag) ans Herz gelegt. Das ist Zeitgeschichte, die wach gehalten werden muss. Der Untertitel „Vom Mädchenorchester in Auschwitz zur Rap-Band gegen rechts“ drückt sowohl die Dramatik, die Kämpfe ihres Lebens als auch die Offenheit, das Aufgeschlossene von Esther aus.

Esther ist unermüdlich, danach die anstrengende Tour durch Kuba, gesundheitliche Probleme – und doch immer wieder auf die Bühne. Warum tut sie sich das an? Weil sie was zu sagen, weil sie was zu singen hat. Sie gibt uns ihre Erfahrungen weiter, ihr Erleben des Faschismus an der Macht, ihr Erleben in Auschwitz, ihr Überleben des Faschismus, ihren antifaschistischen Kampf. Ihre Konzerte, ihr Auftreten als Zeitzeugin in Schulen, Veranstaltungen und Fernsehsendungen, das ist vorbildlicher antifaschistischer Kampf. Vielfach wurde sie geehrt, auch von staatlicher Seite, gleichzeitig traf sie aber auch die Wut desselben Staates auf konsequenten Antifaschismus, einmal sogar als gezielter Angriff eines Wasserwerfers auf das Auto, in dem sie während einer antifaschistischen Kundgebung saß.

Liebe Esther, wir, Deine Genossinnen und Genossen wünschen uns noch viele Jahre mit Dir, Deinen Konzerten und Deinem Kampfesmut. Ich wünsche mir, Dich noch vielfach umarmen zu können und von der Kraft zu profitieren, die Du uns immer wieder gibst. Wir sagen einfach mal: Danke Esther.

Dein Patrik

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"Danke, Esther", UZ vom 15. Dezember 2017



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