Der 8. Mai in München

Dank Euch, Sowjetsoldaten

Von Jörg Högemann

Am 8.Mai demonstrierten einige Hundert bei strahlendem Himmel durch die Münchner Innenstadt mit vielen Fahnen und Transparenten der Jusos, der DKP, der VVN/Bund der AntifaschistInnen, der SDAJ, der Linkspartei, der DFG/VK, von ver.di, attac und anderen. Am Leit-LKW hing ein großes Transparent der veranstaltenden Münchner Gewerkschaftsjugend: „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg.“ Im Anschluss fanden rund hundert DemonstrantInnen den Weg in den Großen Saal des EineWeltHauses. Eingeladen hatte das Betriebsaktiv der Münchner DKP zusammen mit SDAJ, KKE, KNE und DIDF.

Hans-Peter Brenner, stellvertretender DKP-Vorsitzender,  erinnerte einleitend an den 8.Mai 1985, an dem zum ersten Mal ein Bundespräsident, Richard von Weizsäcker, von Befreiung und vom Widerstand auch der Kommunisten gesprochen hatte. „Kann man sich das heute mit Merkel und Gauck vorstellen?“, fragte Brenner. „Undenkbar.“

Zu den Nazi-Vernichtungsträumen habe gerade auch der Krieg gegen unsere Weltanschauung gehört, so Brenner. Es verschmolz Hass auf die Partei Lenins mit allgemeinem Rassismus. „Und so waren es dann die sowjetischen Menschen, alle zusammen, die den Sieg errangen.“

Mit abnehmenden Triumphen nahmen die Nazi-Träume andere Formen an: Aus dem Germanenkampf gegen slawische Untermenschen wurde Europas gemeinsame Verteidigung gegen den Bolschewismus. Eine Dienststelle beim Außenminister Ribbentrop projektierte Europa als Zollunion mit gemeinsamer Währung. Brenner: „An diese Pläne konnte wenig später Adenauer anknüpfen.“ Einen sozialen und demokratischen Ursprung, auf dem man Europa heute „neu gründen“ könne, habe Europa nicht.

Der Sprecher der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE), aus dem Land, in dem deutsche Brandstifter und Massenmörder nach der UdSSR ihre bösesten Blutspuren hinterlassen haben, benannte mit Brecht den  Kampfauftrag: Gegen Faschismus müsse heißen gegen Kapitalismus, und zwar gegen die EU, das Machtzentrum der heutigen Ausplünderer seiner Heimat. „Wir rufen unser Volk auf, die Schulden, mit deren Abzahlung die Blutsauger uns ruinieren, nicht anzuerkennen, weil das Geld nicht dem Volk, sondern den Großunternehmern zugeflossen ist.“

Der türkische Sprecher der Organisation DIDF hob hervor: „Die gefallenen Sowjetsoldaten haben ihr Leben gelassen für eine Welt der Völker.“ Die von den Ausbeutern provozierte Existenzangst werde heute genutzt von Pegida und Nazis. „Wir Linke müssen eine Alternative anbieten für ein Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen.“

Uns wird eingeredet, die BRD-Gründung sei Stunde null gewesen, um die Schuld der Konzerne auszublenden“, sagte Leo (SDAJ).  Staatsumbau und Faschisierung heute seien „Demokratie im Interesse der Herrschenden“: vom KPD-Verbot über Bundeswehr für den Inneneinsatz, Trennungsabbau zwischen Geheimdiensten und Polizei, Streikverbot durch „Tarifeinheit“, Abschaffung des Asylrechts, NSU-Mordserie  als „Panne“  u.a.,

Peter vom DKP-Betriebsaktiv schilderte den organisierten Widerstand gegen Hitlerkrieg und Faschismus von Seiten der Kommunisten und ihrer Partner in der Münchner Arbeiterschaft. Klaus Linder, Musiker aus Berlin, ergänzte mit Gesang und Klavier die Reden bis hinein in ihren Hintergrund.

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"Dank Euch, Sowjetsoldaten", UZ vom 5. Juni 2015



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