Es war im bewegten Jahr 1968, da öffnete ein junger Mann die Schleusen seiner Beredsamkeit und kündete in krähendem Tonfall – ja, was eigentlich? Nun, in erster Linie von der eigenen Wichtigkeit. Aus den zusammenhanglosen Satzfetzen, die er damals ausstieß, konnte man aber immer noch die Silben So-zia-lis-mus vernehmen. Dieser Daniel Cohn-Bendit (für Freunde: Dany – aber hat so einer Freunde?) hat in den letzten 50 Jahren über die Stationen Antiautoritärer, Sponti, Realo-Grüner bis zum EU-Chauvinisten eine Karriere hingelegt, um die ihn andere Charaktermollusken und Gewendete aus der 68er-Bewegung beneiden. Letztere haben jetzt, ein halbes Jahrhundert nach ihrem Höhenflug ins herrschaftsfreie Nirwana, noch einmal Konjunktur, noch einmal dürfen sie erzählen, wie schön es war, als die roten Fahnen flogen – und warum dann doch alles falsch war. Und dann ist es vorbei. Nicht für einen wie Cohn-Bendit. Ihm wird es auch weiterhin gelingen, in jedes Mikrofon zu beißen und Schmadder abzusondern wie den zu seinen inneren Regungen nach dem Brexit: „Ich habe in einer Nacht alle Gemütsverfassungen durchlebt – zuerst erschlagen, dann wütend, rachsüchtig, und schließlich offensiv.“ Oder: „Machen wir Europa wirklich! Schaffen wir eine europäische Armee mit 300 000 bis 400 000 Soldaten.“ Trost: Eines Tages wird der große Regulator auch dieses Großmaul schließen. Und es wird eine große Stille sein im Lande.