Daimler gegen die eigene Belegschaft

Aus Position 1/2016

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Die neue Ausgabe der „Position – Magazin der SDAJ“ ist erschienen. Die Themen der Ausgabe No. 1/2016 sind u. a.: „Gut vernetzt – Wolfgang Ischinger und der Militärisch-Industrielle Komplex“, „Krieg in der Automobilindustrie – Über die Waffen Daimlers gegen die eigene Belegschaft“, „Abfuckprämie – Wie die Interessen der Automobilindustrie unseren eigenen Interessen entgegenstehen“

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Das Arbeitsgericht Bremen verhandelte am Dienstag über die massenhaften Abmahnungen, die Daimler gegen die Kolleginnen und Kollegen des Bremer Mercedes-Werks ausgesprochen hatte. Rund 1300 Beschäftigte hatten im Dezember 2014 während der Nachtschicht ihre Arbeit spontan niedergelegt, um gegen die Auslagerung von Arbeitsplätzen der Logistik zu protestieren (UZ berichtete). Auch die aktuelle „Position“, Magazin der SDAJ, befasst sich mit dem Kampf der Bremer Kolleginnen und Kollegen:

Das Nachspiel

Kurz vor Weihnachten kommt die Post von der Werksleitung. 761 KollegInnen erhalten die Abmahnungen, quasi als Weihnachtsgabe, mit dem Vermerk, dass eine wiederholte Aktion dieser Art ein Kündigungsgrund sei.

Die Personalabteilung sucht die Rädelsführer. Einzeln holt sie die MitarbeiterInnen wie Verdächtige zum Verhör. Doch die KollegInnen halten solidarisch zusammen. Ein Personalsachbearbeiter fasst nach etlichen Gesprächen entnervt zusammen: „Ich weiß schon. Sie haben nichts gehört, Sie haben nichts gesehen – es war ja dunkel und sie standen ganz hinten.“

Von der IG-Metallführung gibt es weniger Rückendeckung als von den KollegInnen. Sie gewährt den Abgemahnten keine Rechtsbeihilfe, da es sich bei ihrer spontanen Arbeitsniederlegung ohne Aufruf der Gewerkschaft um einen sogenannten „wilden Streik“ gehandelt hat. Doch auch ohne die Unterstützung der Gewerkschaft klagen die KollegInnen gegen die Abmahnungen. „Die Solidarität der Stammbelegschaft mit den LeiharbeiterInnen ist nun auch zu einer Frage des Streikrechts geworden“, freut sich Gerhard Kupfer, „das war lange überfällig!“ Denn so restriktiv wie hier ist die Handhabung des Streiksrechts nirgendwo in Europa. Überall ist völlig klar, dass sich Beschäftigte aus Protest gegen Angriffe der Unternehmer versammeln dürfen – nur nicht in Deutschland.

Nachahmenswert

Es ist voll bei der Betriebsversammlung im LKW-Werk in Wörth in der Pfalz. Diskutiert wird über die Entlassung von 350 Leiharbeitern. Die Forderung der Mitarbeiter ist eindeutig: Sofortige Übernahme statt Entlassung! Der minutenlange Applaus in Solidarität mit den Leiharbeitern beeindruckt auch den aus Bremen angereisten Gerhard: „In der Form hat es das bei uns auch noch nicht gegeben, es ist klasse wie die Belegschaft hier zusammensteht.“ Und er fügt an: „Sie machen es hier genau richtig. Wir müssen uns alle gemeinsam wehren, nicht nur in Bremen, nicht nur in Wörth, in allen Werken.“

Denn es herrscht Krieg in der Autoindustrie. Daimler will im Vergleich zu Audi und BMW Boden gutmachen. Um diesen Kampf zu gewinnen, sollen die ArbeiterInnen immer schneller, effizienter, bei immer weniger Lohn arbeiten – nicht nur in Bremen haben schon viele verstanden, dass sie für Daimlers Kampf bluten sollen. Doch das wollen sie nicht mitmachen.

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"Daimler gegen die eigene Belegschaft", UZ vom 19. Februar 2016



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