Wahlkampf der Brandenburger Kommunistinnen und Kommunisten nimmt Fahrt auf

Da ist Musik drin

Hermann Glaser-Baur

Am 22. September wird in Brandenburg ein neuer Landtag gewählt. Auch Kommunistinnen und Kommunisten stehen zur Wahl. Die DKP tritt mit vier Direktkandidatinnen und -kandidaten und mit einer Landesliste an. Diese Entscheidung war selbst bei „Insidern“ eine Überraschung, denn die Hürden für den Wahlantritt sind hoch. „Wie wollt ihr das denn schaffen?“ war eine oft gestellte Frage.

Im kleinen Brandenburg muss die DKP, um überhaupt auf dem Wahlzettel zu stehen, bis Ende Juli für die Landesliste und die Direktkandidaten 2.400 Unterschriften vorlegen, alle „behördlich beglaubigt“, versteht sich. Das ist über die Hälfte dessen, was die Partei im gesamten Bundesgebiet für die Kandidatur zum EU-Parlament erbringen musste. Die Mitglieder der DKP in Brandenburg haben Respekt vor der Anzahl – beirren lassen sie sich aber nicht. Woche für Woche gibt es mehrere Infostände. Bestärkt werden sie von Sympathisanten und Freunden der Partei, die im Wahlkampfaktiv mitarbeiten und die Sammlung unterstützen. Mit Jana Gerstenberger kandidiert auch eine parteilose Kommunistin auf der Liste.

Die Ergebnisse der Sammlung können sich sehen lassen. „Einfach ist das nicht, aber wir werden es schaffen“, sagt Marion Baur, Direktkandidatin im Wahlkreis 38 und Nummer 2 auf der Landesliste. Der Leiter des Bürgerbüros bestätigte, dass Marion Baur die erste Kandidatin im Wahlkreis war, die die nötigen Unterschriften eingereicht und ihr Kontingent erfüllt hat.

Die vierköpfige Landesliste der DKP wird von Fabian Große aus Cottbus angeführt. Der Angestellte in einem IT-Betrieb ist Mitglied der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) und in der IG Metall. Der 27-Jährige kandiert in Cottbus auch direkt und hat einen Arbeitsschwerpunkt im antifaschistischen Bereich. „Cottbus ist“, wie er gegenüber UZ sagt, „seit geraumer Zeit Schwerpunkt der Rechten in Brandenburg.“

Die Weberin Marion Baur, Listenplatz 2, aus Lauchhammer ist die erste kommunistische Kandidatin im „roten Ländchen“ seit dem Ende der DDR. Ihr Interesse gilt vor allem der Situation der Handwerker und der Industriearbeiter nach der brutalen Vernichtung von Arbeitsplätzen in Brandenburg. Auch Baur ist aktiv in der IG Metall und bereitet gerade ihr Wahlprogramm vor, das mit 15.000 Exemplaren verteilt werden soll.

Auf Platz 3 der Landesliste kandidiert die 54-jährige Jana Gerstenberger. Die gelernte Energieelektronikerin arbeitet bei der Bahn und ist Mitglied der Gewerkschaft EVG. „Holen wir uns unseren Platz in der Parteienlandschaft als klare kommunistische Partei zurück, arbeiten wir in Bündnissen, Gewerkschaften, Graswurzelbewegungen!“ Das sagt nicht etwa ein langjähriges DKP-Mitglied, sondern eine Frau, die als Parteilose für die DKP antritt. Auch ihre Direktkandidatur ist inzwischen abgesichert.

Auf Platz 4 der Liste steht die Krankenschwester Susanne Steinhardt, Mitglied des Landesvorstandes der DKP Brandenburg und Vorsitzende der DKP-Gruppe „Clara Zetkin“ in Königs Wusterhausen. „Ich kandidiere für den Landtag, weil ich mich dafür einsetzen will, dass das ungerechte Zweik(l)assensystem in der deutschen Krankenversicherung abgeschafft wird. Ich finde es verwerflich, dass unsere Lebensqualität im Krankheitsfall und am Lebensabend davon abhängt, ob man privat oder gesetzlich versichert ist.“ Besonders aktiv ist Steinhardt auch in der Friedensbewegung und der Solidarität mit den Menschen im Donbass.

„Die Wahlergebnisse der letzten Wochen haben uns gezeigt, dass es nur Veränderung nach vorne geben kann, wenn es flächendeckend eine echte Alternative zu den bürgerlichen Parteien gibt“, resümiert Marion Baur. Der Widerstand, den viele Menschen leisten wollen, müsse auch wählbar sein. „Dafür stehen wir auf der Straße und dafür werden wir auch auf dem Wahlzettel stehen“, so Baur am Rande eines Infotisches. „In unserem Wahlkampf ist Musik drin, die den Herrschenden in den Ohren klingen wird“, kündigt sie das nächste Lied von Wolle Klötzer an, der den Infostand mit seinen Liedern unterstützt.

Die DKP in Brandenburg braucht Unterstützung! Unterschriftenformulare für die DKP in Brandenburg und Kontaktmöglichkeiten gibt es online. Marion Baur ist unter 03574 4675651 erreichbar.

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"Da ist Musik drin", UZ vom 28. Juni 2024



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