Bundeswehr übt Wasser vergiften

Cyber-Kriegsspiele

Von CH

Die Bundeswehr übte ihm Rahmen des NATO-Manövers „Locked Shields“ den digitalen Krieg. Die Soldaten des „Zentrums Cyber-Operationen“ (ZCO) übten das Eindringen in interne Computernetzwerke. Die Aufgabe bestand darin, dass die digital gesteuerte Chlorzufuhr in den Wasserwerken eines fiktiven Staates mit Schadprogrammen manipuliert wird, um das Trinkwasser zu vergiften. Dazu stellt das im baden-württembergischen Leinfelden-Echterdingen beheimatete Rüstungsunternehmen CGI  sein eigenes Netzwerk zu Verfügung. Ausgehend von der Firmenwebsite hätten die „offensiven Cyber-Kräfte“ der Truppe zunächst den zugehörigen Webserver „übernommen“ und sich dann – „nach intensiver Untersuchung der dahinterliegenden IT-Systeme“ – „sukzessive durch die Infrastruktur bewegt“, teilte die Bundeswehr mit. Das ist ein erster Erfolg des 2018 gegründeten ZCO.

Integraler Bestandteil der „Locked Shields““-Manöver waren zudem jeweils „Angriffe mit Fake News“. Dem Drehbuch zufolge versuchten fiktive Aggressoren, Falschmeldungen in den sozialen Internetmedien und auf gekaperten Seiten von Regierungen und Behörden zu verbreiten, um so bei der Bevölkerung Verunsicherung hervorzurufen und Misstrauen gegen die Administration des Landes zu säen. Der Bundeswehr gelten Massenmedien nach eigenem Bekunden schon seit Längerem als „Waffensysteme“. Wie das Kommando Cyber- und Informationsraum der Truppe mitteilt, haben im Sold der deutschen Streitkräfte stehende IT-Experten, Medienwissenschaftler und Psychologen mittlerweile „Verfahren und Werkzeuge für die strukturierte Erfassung, Auswertung und Darstellung der Lage im Informationsumfeld unter operativen Bedingungen“ entwickelt. Herausgekommen sei ein elektronisches System, das im Internet „frei verfügbare Daten durchsucht und analysiert“. Es soll dazu dienen, in Krisengebieten schnell auf Falschmeldungen reagieren zu können und gezielt „Gegeninformationen“ zu verbreiten. Bereits in der Erprobungsphase sei das Computerprogramm auf mehreren Kriegsschauplätzen „erfolgreich angewendet“ worden, erklären die deutschen Streitkräfte: „Mit dem neuen System wird aus einer wissenschaftlichen Methode eine neue militärische Fähigkeit.“

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Cyber-Kriegsspiele", UZ vom 5. Juli 2019



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Flagge.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit