Donald Trump hat mit seinen Zöllen ganz schön Bewegung in die morschen Knochen des Wertewestens gebracht. An den Börsen ging es steil abwärts, während Regierungen hektisch versuchten, den orangenen Mann im Weißen Haus zu besänftigen. Kommentatoren und Wirtschaftsflüsterer überschlugen sich gar mit klugen Analysen und noch klügeren Vorschlägen.
In Deutschland übten sich Politiker im Spagat: Sie versuchten es mit breiter Brust gegen die USA und gaben sich gleichzeitig verhandlungsbereit. So bot EU-Vorturnerin Ursula von der Leyen den USA ein Freihandelsabkommen an, blitzte aber ab. Die „Frankfurter Allgemeine“ stellte ratlos fest, dass die EU „am kürzeren Hebel“ sitze. Deshalb wird es trotz allerhand Pirouetten wie „Europa muss gegen Trump enger zusammenrücken“ nicht viel geben. Der EU und gerade Deutschland fehlt nach dem gescheiterten Wirtschaftskrieg gegen Russland schlicht die wirtschaftliche Puste.
China zeigte sich hingegen gut vorbereitet auf die Attacke aus Washington und konterte umgehend mit Zöllen auf US-Waren im gleichen Umfang. In Peking scheint man die Schwäche des Gegners erkannt zu haben: Zölle sind nie Ausdruck ökonomischer Stärke. Das marode US-System ist nicht mehr in der Lage, den wirtschaftlichen Herausforderungen durch die Volksrepublik auf dem selben Spielfeld zu begegnen. Das neoliberale Glaubensbekenntnis „Der Markt ist alles – der Staat ist nichts“ geht über Bord. Der Staat greift massiv ein, durchrüttelt dabei die Aktienmärkte und bringt gleich noch den Weltmarkt aus dem Tritt. Ob das die chinesische Wirtschaft ins Straucheln bringen kann, ist fraglich.
Trumps Attacken gingen schon während seiner ersten Amtszeit nach hinten los. Auf festeren Beinen steht die US-Ökonomie heute nicht. Massenhafte Entlassungen von Staatsangestellten deuten nicht auf eine Verbesserung hin. Und auf die Ankündigung von Milliarden Dollar Subventionen für die High-Tech-Industrie folgte der Deep-Seek-Schock: Die chinesische KI macht es besser und um ein Vielfaches billiger.
Die USA schrecken vor Fouls im eigenen Lager nicht zurück. In der EU wird der Teamgeist beschworen, in einer Mannschaft aus Einzelkämpfern. Beides schlechte Voraussetzungen im Abstiegskampf.