Kommunisten organisieren in Trier Gegenproteste

Corona-Leugner entlarven

Vor einem Jahr konnte sich niemand die massive Mobilisierung von Rechten, Impfgegnern und verschiedenartigen Verschwörungstheoretikern zu großen Demonstrationen vorstellen. Eine Ansammlung von Menschen, denen das eigene Wohlbefinden wichtiger ist als das Leben Anderer und die so im Interesse der reaktionärsten Teile der herrschenden Klasse handeln. In Trier versammelten sich wenige Wochen nach den ersten Kontakteinschränkungen eine Handvoll Verschwörungstheoretiker, die auf Flyern das Corona-Virus als eine von Bill Gates geführte Weltverschwörung brandmarkten und „Die Gedanken sind frei“ singend durch die Innenstadt „spazierten“. Federführend bei der Organisation dieser „Spaziergänge“ war Jens Ahnemüller, Mitglied des rheinland-pfälzischen Landtages und bis zu seinem Ausschluss wegen Kontakten zur NPD Mitglied der AfD. Die Teilnehmer reichten von Verschwörungstheoretikern, die hoffen, dass das NS-Regime in einer „Hohlwelt“ überlebt hat, über eine Psychologin mit einem alternativ anmutenden Suppenladen und „besorgten Bürgern“, die gerne „die Antifa wie räudige Hunde mit einem Spaten totschlagen“ würden, bis zu strammen Faschisten. Der vorbestrafte NPD-Mann Safet Babic schwärmte, dass er diese „Truppe gerne anführen“ würde.

Schnell organisierte sich aus den Reihen der „Antifa Trier“ sowie der SDAJ und DKP Trier antifaschistischer Widerstand, der gegen die „Corona-Rebellen“ und die kapitalgesteuerte Ausrichtung der Maßnahmen im Gesundheitswesen und die weitergehende Aufrüstung der Bundeswehr auf die Straße ging. Mit dem eher bürgerlichen Bündnis „Buntes Trier“ konnte jeder erneute Anlauf von Demonstrationen und „Spaziergängen“ in Trier über das gesamte Jahr hinweg weitestgehend verhindert werden. Der harte Kern um den fraktionslosen Landtagsabgeordneten Ahnemüller suchte sich die 30 Kilometer entfernte Kleinstadt Wittlich als Rückzugsort und meldete bis 2023 Kundgebungen an. Unüberhör- und unübersehbarer Gegenprotest begleitet die „Corona-Rebellen“ seit nunmehr sechs Monaten von Antifa, SDAJ und DKP aus Karl Marx‘ Geburtsstadt und der Linkspartei aus Wittlich. Im Zuge der Gegenproteste bildete sich das Bündnis „Solidarisches Wittlich“. Gemeinsam konnte man den Stadtrat so unter Druck setzen, dass er sich mit einer eigenen Kundgebung und einer Resolution gegen die Corona-Leugner positionieren musste.

Im nahe gelegenen Bitburg kündigte sich Anfang November der „prominente“ Corona-Leugner Bodo Schiffmann an. Der HNO-Arzt betreibt ironischerweise in baden-württembergischen Sinsheim eine Schwindel-Ambulanz. Auch hier konnten Antifa und Kommunisten Gegenprotest organisieren und klar machen: „Es gibt kein ruhiges Hinterland.“

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"Corona-Leugner entlarven", UZ vom 11. Dezember 2020



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