#CL_erklärt

Das Internet ist der Ort, an dem das gesammelte Wissen der Menschheit auf peinlichen Medienkonsum trifft. Wer nicht aufpasst, kann schnell auf Abwege geraten und ungewollt mit den ungeheuerlichsten Eindrücken konfrontiert sein. So wird es tausenden Menschen gehen, die die Website des Bundesfinanzministeriums erkunden und plötzlich in einer Kurzvideohölle unter der Überschrift „#CL_erklärt“ landen. Was das ist? Schwer zu beschreiben. Am ehesten eine Art „Hobbythek“ für Fans des Finanzministers – aber weder witzig noch lehrreich. Christian Lindner führt durchs Programm und erklärt Dinge: zum Beispiel „Mitarbeiterkapitalbeteiligung“ oder „Finanzielle Bildung“. Ja, richtig gelesen: Der Mann, der den Bundeshaushalt 2025 als „soliden Entwurf“ bezeichnete, erklärt auf einem einzigartigen Niveau, was finanzielle Bildung ist. „Geldfragen durchdringen unseren Alltag“, sagt der Minister. Es gebe gute und schlechte Entscheidungen, die sich vor allem dadurch unterscheiden, dass die guten besser sind als die schlechten. Dann folgt der Werbeblog für irgendein Regierungsvorhaben. Inhaltlich ist „#CL_erklärt“ vor allem eine Ideologiemühle, garniert mit allerlei neoliberalem Firlefanz. Solange es so etwas gibt, muss sich niemand dafür schämen, wenn er den Tag mit lustigen Katzenvideos verdaddelt.

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"#CL_erklärt", UZ vom 16. August 2024



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