Friedrich-Martin Balzer
1948/49: Jahre der Entscheidung.
Wie Erwin Eckert um Deutschlands Zukunft kämpfte
Bergkamen 2018. 65 Seiten. 5 Euro.
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Im Bergkamener pad-Verlag erschien ein auf Einladung des Mannheimer Erwin-Eckert-Forums gehaltener Vortrag von Friedrich-Martin Balzer anlässlich des 125. Geburtstages Erwin Eckerts. Ergänzt wird die Schrift durch eine Kurzbiographie Eckerts, einen Vortrag Heinrich Hannovers über den Widerstandskämpfer Eckert, eine Chronologie und eine Rede Eckerts auf dem Mannheimer Marktplatz vom Mai 1946.
Balzer knüpft mit seinem Vortrag an die Forschungsergebnisse seiner Dissertation „Klassengegensätze in der Kirche“ aus dem Jahre 1972 und an zahlreiche weitere Studien über den evangelischen Pfarrer, der nach 20jähriger Mitgliedschaft 1931 aus der SPD ausgeschlossen wurde und in die KPD eintrat und in ihr bis zu seinem Tode 1972 wirkte. (siehe www.friedrich-martin-balzer.de).
Als Primärquellen wertet Balzer erstmals die Protokolle des Badischen Landtags von 1946–1949 aus, die er darüber hinaus als Volltexte auf seiner Homepage unter Archiv/Eckert für die Forschung zur Verfügung stellt. Er erschließt damit Quellen zur Geschichte der Arbeiterbewegung und der KPD im Nachkriegsdeutschland, die weltanschauliche, politische Positionen ebenso wie die Stellung der Partei zu praktischen Fragen offenlegen. Dieser Fundus wird ergänzt durch Hinweise auf Führer der Arbeiterbewegung wie Max Reimann, Walter Ulbricht und Herbert Mies, so dass eine dichte Darstellung entscheidender Kämpfe entsteht.
Die Themen, mit denen sich dabei der Kommunist Eckert in argumentativ und rhetorisch glänzender Weise herumschlägt, gepaart mit überragender Popularität sowie übelster Hetze und Verfolgung, sind nicht neu: die Zerstörung der Einheitsbestrebungen der Arbeiterklasse in Westdeutschland, das Scheitern im Kampf um ein antifaschistisch-demokratisches Deutschland in den Westzonen, der vergebliche Kampf gegen die völkerrechtswidrige, weil gegen das Potsdamer Abkommen verstoßende Währungsreform und für die Einheit Deutschlands. Von großem historiographischen Wert ist die Darstellung, wie der Christ Eckert an der Seite der Arbeiterklasse seine bereits früh begonnene Politik der Einheits- und Volksfront fortsetzt und die nach 1945 weiterentwickelte Politik der KPD umsetzt. So ist zum Beispiel seine Rede auf dem Mannheimer Marktplatz 1946 eine agitatorische Umsetzung des Aufrufs des ZK der KPD vom 11. Juni 1945 und als Schulungsmaterial geeignet. Seine Reden im Badischen Landtag sind brillante, von Überzeugung und Ausstrahlung getragene Umsetzungen des Kampfes um eine demokratische Neuordnung, die den Weg zum Sozialismus öffnet.
Der Aufsatz Heinrich Hannovers, des bekannten „Links-“Anwalts zur Verfolgung Eckerts durch die Adenauer-Justiz öffnet den perspektivischen Blick auf die Traditionslinie, in die sich Eckert stellte: In der Weimarer Republik im Kampf gegen den aufsteigenden Faschismus, im Eintreten für die Friedensmacht Sowjetunion und die antifaschistische Einheitsfront mit der KPD, im gemeinsamen antifaschistischen Widerstand und im Kampf um ein einheitliches, antifaschistisch-demokratisches Deutschland. Es folgten Wiederbewaffnung und das verfassungswidrige KPD-Verbot, aber eben auch der Widerstand dagegen, was 1960 zu Eckerts Verurteilung durch ein bundesdeutsches Gericht im Düsseldorfer Prozess führte.
Die vorliegende Broschüre zeugt von eingreifendem Denken und Handeln, wie sie Balzer bei seinen Vorbildern Wolfgang Abendroth, Hans Heinz Holz und Helmut Ridder lernte. Das Ermutigende an dieser Broschüre und den zur Verfügung gestellten Reden Eckerts im Landtag auf der Homepage Balzers ist es, diese Tradition im Jahre 2018 wieder zu entdecken. Sie ist wegen des Rechtsrucks unbedingt notwendig und trägt zur Stärkung des Selbstbewusstseins der Partei der Arbeiterklasse bei.