Italien stieg in das Projekt der Neuen SeidenstraĂe ein (Belt and Road Initiative = BRI). Chinas PrĂ€sident Xi kam dazu nach Rom. Er besuchte danach Monaco und Paris. Er vereinbarte HandelsvertrĂ€ge mit PrĂ€sident Macron. Kanzlerin Merkel und EU-KommissionsprĂ€sident Juncker kamen dazu, um zu zeigen, dass die EU sich nicht spalten lasse. Ihre Show kann die faktische Spaltung der EU nicht verbergen: Dem von Berlin und Paris dominierten Kerneuropa stehen der arme Osten und der verarmende SĂŒden als Peripherie gegenĂŒber. Vor Italien hatten Portugal, Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Griechenland, Polen, die Slowakei, Slowenien, Ungarn, Malta und die drei baltischen Staaten schon Investitionsabkommen mit China im Rahmen der BRI vereinbart. Auch der Finanzplatz Luxemburg trat bei. Mit Italien beteiligt sich, entgegen Warnungen aus Washington und BrĂŒssel, erstmals ein Mitglied der G7.
1917 nahm der damalige MinisterprĂ€sident Gentiloni am groĂen BRI-Gipfel in Peking teil. Italien will seine Exporte nach China steigern und an Verbindungen, die die SeidenstraĂe zu Afrika und zu DrittlĂ€ndern schafft, partizipieren. Aus Sicht des italienischen Experten Matteo Bressan können die HĂ€fen Triest, Genua und Venedig als Knotenpunkte der maritimen SeidenstraĂe zu Konkurrenten der nordeuropĂ€ischen HĂ€fen aufsteigen. Italiens BRI-Beteiligung könne, so schreibt er in der âGlobal Timesâ, zur Ăberwindung der heute peripheren ökonomischen Stellung des Landes beitragen (GT, 4.4.2019). Die BRI als Beitrag zum Abbau innereuropĂ€ischer Ungleichgewichte? Berlin und BrĂŒssel passt das nicht. Originalton Heiko Maas: âSollten einige LĂ€nder glauben, man kann mit den Chinesen clevere GeschĂ€fte machen, werden sie sich wundern und irgendwann in AbhĂ€ngigkeiten aufwachenâ (dw.com, 27. 3. 2019).
Im Unterschied zur konstruktiven Offenheit vieler LĂ€nder Europas hĂ€lt sich die EU-Kommission an die deutsche Doppelstrategie gegenĂŒber der BRI. Die besagt, zwar mitzumachen und mitzuverdienen, aber zugleich Dauernörgeln und Skepsis zu verbreiten. Druck auf China soll aufrechterhalten werden, da es seine Kontrollen fĂŒr Auslandskapital weiter abbauen soll. Argwohn und Angst, China könne uns ĂŒberrollen, werden im Volk gesĂ€t, damit das imperialistische EU-Konstrukt und die NATO-AufrĂŒstung unverzichtbar erscheinen. Berlin und BrĂŒssel sind eifrige Apostel der âGlobalisierungâ. Globalisiert sich aber ihr Hinterhof, fĂŒrchten sie Kontrollverlust.
Im Januar legte der BDI ein Papier zum Umgang mit China vor. Dabei klagte BDI-Chef Kempf, die VR China entwickele sich entgegen frĂŒherer Erwartungen âabsehbar nicht hin zu Marktwirtschaft und Liberalismusâ. Sie etabliere ihr eigenes politisches, wirtschaftliches und gesellschaftliches Modell im âSystemwettbewerb zu liberalen marktwirtschaftlichen Staaten wie Deutschlandâ. Im Februar stellte Peter Altmaier seine Nationale Industriestrategie 2030 vor. Sie zielt auf mehr staatliche Investitionen, die Förderung âeuropĂ€ischer Championsâ und das Erschweren chinesischer Investitionen. Kleinere Staaten und MittelstĂ€ndler sehen im Schmieden von Champions nach dem Vorbild von Airbus (frĂŒher EADS) eine BegĂŒnstigung vorwiegend deutscher und französischer Monopole, bei der sie weitgehend leer ausgehen.
Die EU-Kommission versucht vor dem EU-China-Gipfel 2019, eine âEU-Positionâ zur BRI im Clinch mit China zu formen. Parallel begannen LĂ€nder und Unternehmer, sich Einstiegsmöglichkeiten auf eigene Faust zu erschlieĂen. Unternehmer aus der Logistikbranche Bremens und Hamburgs grĂŒndeten den Bundesverband Deutsche SeidenstraĂen Initiative BVDSI. Er will mittelstĂ€ndischen Unternehmen helfen, entlang der SeidenstraĂe Ansprechpartner zu finden. Er betont: âDer BVDSI sieht aktive und partnerschaftliche Wirtschaftspolitik als Friedenspolitikâ (bvdsi.de).