Westen ohne Werte

Carte blanche für Terror und Greueltaten

Kolumne

Die signifikanten Unterschiede in der Kriegsführung in Osteuropa und erst recht in Südostasien fallen ins Auge. Das faschistendurchsetzte Kiewer Marionettenregime als auch die zionistischen Extremisten in Tel Aviv suchen ihr Heil in einer hemmungslosen Eskalation des Kriegs- und Mordgeschehens, während Russen, Palästinenser, Libanesen und Iraner der militärischen Herausforderung zwar effektiv zu begegnen trachten, aber versuchen, die Zahl der zivilen Opfer und die materiellen Schäden so weit wie möglich zu begrenzen. Eine Selbstbeschränkung, die im „Werte-Westen“ gern als Schwäche missdeutet wird, aber auch erhebliche Kritik im eigenen Lager hervorruft. Israel hat das Konzept der massiven Bombardements aus großer Höhe übernommen, mit welcher die angloamerikanische Kriegsmaschine seit dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche Staaten „in die Steinzeit“ zurückbombte und Millionen Zivilisten umbrachte.

Selenski und Netanjahu wissen, dass die Fortführung ihrer Kriege auf dem bisherigen Level ruinös wäre und zu einer sicheren Niederlage führen würde. Sowohl die Ukraine als auch Israel sind existentiell von massiven US-Hilfen abhängig. Sowohl ökonomisch als auch militärtechnisch als auch technologisch-geheimdienstlich. Ohne die US-amerikanischen Paten wäre keiner dieser Kriege möglich, erst recht nicht der künftige im Südchinesischen Meer.

Daher gibt es eine Radikalisierung der zionistischen wie ukrainischen Kriegsführung. In der Ukraine durch weitreichende Raketen- beziehungsweise Drohnenangriffe oder durch den Einfall in die russische Region Kursk. Im Libanon durch die Verwendung von elektronischen Geräten als Sprengsätze gegen Zivilisten, durch einen „Enthauptungsschlag“ gegen die Hisbollah-Führung mit über achtzig Tonnen Bunkersprengbomben, durch die Ermordung des Hamas-Führers Ismail Hanija in Teheran. Alles unter dem Kalkül, die Gegner des zionistischen Projekts zu unüberlegten Handlungen zu drängen, die ihrerseits wiederum ein direktes Eingreifen der US-Kriegsmaschine aus Gründen der US-Innenpolitik unumgänglich machen würde.

Für die Zionisten ist der Einsatz von Terror nicht neu. Die Etablierung eines zionistischen Apartheidstaats im Windschatten der britisch-französischen Aneignung der Region nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches war ein Projekt des „klassischen“ Siedlerkolonialismus. Siedlerkolonialismus setzt die weitgehende „ethnische Säuberung“ (Ermordung oder Vertreibung) dieser Gebiete von ihren indigenen Bewohnern voraus – häufig Millionen Menschen. USA, Kanada und Australien haben das weitgehend „geschafft“. Die Zionisten noch nicht vollständig, obwohl sie sich seit 1948 in immer neuen Kriegen darum bemühen. Die Zionisten wissen, die Zeit ist gegen sie. Ihre Paten werden schwächer, die Achse des Widerstands, der Globale Süden, stärker. Tel Aviv agiert nach dem Motto: Jetzt oder nie! Das Ergebnis ist eine Art Terror-Vabanque. Ganz ähnlich wie es auch Selenski versucht. Alle humanen, rechtlichen und moralischen Grenzen sind gefallen. Nur der blanke Terror, das hemmungslose Mordprogramm ist geblieben.

Die US-Neokonservativen haben natürlich nichts dagegen, so viele Araber, Iraner und Russen wie möglich umzubringen. Schließlich geht es um die Verteidigung der globalen Vorherrschaft. Das hatte 1996 schon Madeleine Albright auf die Frage nach dem Tod von 500.000 irakischen Kindern durch US-Sanktionen deutlich gemacht: „Das war es wert.“ Doch nicht mehr von eigener Hand. GIs in Särgen sind Gift für die Heimatfront. Das hat Vietnam gezeigt. Und ein Genozid zerstört, falls noch vorhanden, die letzten Reste an Reputation. Israelis, Ukrainer, verrückte Europäer oder wer auch immer sollen das bitte erledigen.

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"Carte blanche für Terror und Greueltaten", UZ vom 11. Oktober 2024



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