Bundeswehroffiziere in die Kindergärten?

Großes Sitzkissenkonzert

mit Fredrik Vahle

Am Sonntag, dem 28. Februar kommt Fredrik Vahle mit Gruppe zum großen Kinder-Sitzkissenkonzert nach Reinheim. Dazu lädt die DKP wie in den vergangenen 30 Jahren alle großen und kleinen Fans in den Saal des Gasthauses „Zum Kühlen Grund“ in Reinheim, Heinrichstraße ein. Das Konzert beginnt um 11.00 Uhr. Am Vorabend des großen Kinderkonzerts wird er mit seinen Liedern Erwachsene und „Junggebliebene“ unterhalten. Eine „Weltreise“ in Liedern hat er in diesem Jahr in seinem musikalischen Gepäck. Diese Veranstaltung findet am Samstag, dem 27. Februar, um 20.00 Uhr ebenfalls im Gasthaus „Zum Kühlen Grund“ statt.

Unser Weg: Fredrik Vahle gab sein erstes Konzert in Reinheim im Januar 1986. Gab es einen Anlass?

Renate Grieger: Ja. Zu diesem Zeitpunkt leisteten Berufsoffiziere ihr Praktikum in Reinheimer Kindergärten ab.

Unser Weg: Wieso denn das?

Renate Grieger: Zu dieser Zeit gab es in Darmstadt die Fachschule des Heeres, an der Berufsoffiziere ausgebildet wurden. Für die Ausbildung wurden Praktikumsplätze gesucht. Es war den Trägern zwar damals freigestellt, ob Praktikumsplätze zur Verfügung gestellt werden. Doch der damals gerade ins Amt eingeführte Bürgermeister Hartmann genehmigte den Einsatz.

Unser Weg: Was passierte dann? Wie wurden die Eltern informiert?

Renate Grieger: Zunächst wurden die Eltern gar nicht offiziell informiert. Wir hörten es gerüchteweise. Daraufhin informierten sich einige Eltern und forderten eine Elternversammlung. Da die städtische Entscheidung nicht rückgängig gemacht wurde, entschieden sich die Eltern der Kindergartengruppe, in der der Praktikant tätig werden sollte, eine alternative Betreuung durchzuführen.

Unser Weg: Und das hat geklappt?

Renate Grieger: Ja. Wir haben vom 6. Januar 1976 bis 31. Januar 1976 die Kinder, deren Eltern nicht wollten, dass Berufsoffiziere im Kindergarten tätig sind, selbst betreut. Ich spreche hier von „wir“, denn ich war eine der Mütter, deren Sohn in diese Kindergartengruppe ging. Was viele nicht wissen: Evi Mayer, heute die bekannte Wirtin der Gaststätte „Zum Kühlen Grund“ in Reinheim, war eine der Erzieherinnen in der Gruppe, der der Praktikant zugeteilt wurde. An dieser Stelle muss ich auch erwähnen, dass es im Vorfeld für alle Beteiligten keine Vorinformationen von Seiten der Stadt gab. In „Unser Weg“ vom Januar 1986 haben wir damals angemerkt: „Oder wollte man die Eltern nach dem Motto ‚Vogel friss oder stirb‘ vor vollendete Tatsachen stellen?“

Unser Weg: Wo habt ihr die Kinder betreut?

Renate Grieger: In der Kegelbahn der Gaststätte „Zum Kühlen Grund“ in Reinheim. Evi Mayer stellte sie zur Verfügung. Das war ideal. Es war um die Ecke zum Kindergarten und für die Kinder und die Eltern war es eine aufregende Zeit. Die Eltern waren meist berufstätig und es wurde zum Teil Urlaub genommen. Es kamen auch Omas und Opas zum Einsatz. Wir hatten zehn Kinder alternativ betreut und haben mit unserer Aktion sehr polarisiert.

Das „Darmstädter Tagblatt“ damals noch Konkurrenz zum „Darmstädter Echo“ druckte einen Kommentar mit der Überschrift „Berufsverbot“. Schwierig war es generell, Artikel der Initiative auch im „Darmstädter Echo“ unterzubringen.

Trotz allem gelang es, eine verhältnismäßig breite Solidarität herzustellen. Als alle im Reinheimer Parlament vertretenen Parteien von der Initiative aufgefordert wurde, Solidarität zu zeigen, hat die DKP Fredrik Vahle für eine Veranstaltung gewinnen können.

Unser Weg: Das ist jetzt dreißig Jahre her?

Renate Grieger: Ja, der Auftritt war damals am Freitag, dem 24. Januar 1986 im „Kühlen Grund“ in Reinheim. Und der Saal war damals schon voll. Die Folgejahre wollten wir eigentlich daran erinnern, vor welchem Hintergrund die Beziehung des Künstlers Fredrik Vahle zu Reinheim begann. Heute sind wir gut bekannt, Fredrik tritt mit Gruppe in Reinheim auf. Es ist jedes Mal ein besonderes Erlebnis für die Kinder.

Unser Weg: Kommen auch Menschen, die damals mitgemacht haben?

Renate Grieger: Es ist einfach toll, wenn heute junge Erwachsene vor mir stehen und sagen: „Kennst du mich noch? Ich war damals als Kind bei Fredrik und heute komme ich mit meinen eigenen Kindern.“ Und oft bringen sie auch die Großeltern mit, die damals mit protestiert haben.

Mein Sohn, der damals in der Kindergartengruppe war und alternativ im „Kühlen Grund“ betreut wurde, war auch schon mit seinen Kindern da. Es sind nicht nur schöne Erinnerungen, es hat auch geprägt.

Vorabdruck aus „Unser Weg“, Zeitung der DKP Reinheim Nr. 353, Januar 2016

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"Bundeswehroffiziere in die Kindergärten?", UZ vom 22. Januar 2016



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