Am 31. Januar wollte das Unternehmen Monsanto auf seiner Hauptversammlung weitere Vorbereitungen zur Elefantenhochzeit mit Bayer treffen. Das „Stopp Bayer/Monsanto!“-Bündnis nahm das zum Anlass, dem Leverkusener Multi schon einmal die Braut zu präsentieren. Aus Sicherheitsgründen war dazu ein Feuerwehreinsatz nötig, denn die Auserkorene hatte gleich ihre Mit-Gift dabei: das laut WHO „wahrscheinlich krebserregende“ Glyphosat, das berühmt-berüchtigte Agent Orange und das Baumwoll-Saatgut, das in Indien so viele Landwirte in den Tod treibt.
Für Bayer trübt das die Anziehungskraft nicht. Im Gegenteil: Der Global Player erkennt darin eine Wahlverwandtschaft, steht es mit seinem Lebenswandel doch ebenfalls nicht zum Besten. Die rund 40 Aktivistinnen und Aktivisten verwiesen darauf symbolisch, indem sie vor der Konzernzentrale die letzte Biene zu Grabe trugen, niedergestreckt durch Pestizide des deutschen Agro-Konzerns.
Auch der Trauzeuge stellte sich bereits vor. Für diesen Posten hatte sich Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) in Brüssel durch seine Zustimmung zur Glyphosat-Zulassungsverlängerung qualifiziert, die dem Paar in spe die Aussicht auf eine noch praller gefüllte Familienkasse eröffnete. Dezent im Hintergrund hielt sich hingegen der von Friedrich Merz vertretene Heiratsvermittler Blackrock, der die Partnerschaft mit eingefädelt hatte, da für ihn die Summe immer mehr ist als die einzelnen Teile. Der Vermögensverwalter besitzt nämlich große Aktienpakete sowohl von Bayer als auch von Monsanto und hat deshalb nichts von einer Konkurrenz der beiden, aber viel von einem Zusammenwachsen, denn Baysanto kann mit seiner Marktmacht die Preise und damit auch die Profite in die Höhe treiben.
Zur Feier des Tages zeigte der Leverkusener Multi entgegen seinen sonstigen Gepflogenheiten sogar etwas guten Willen und nahm die „Mit-Gift“ entgegen. Seinen Öffentlichkeitsarbeiter Hans-Bernd Schmitz von der Abteilung für „Corporate Policy and Media Relations“ hatte er für diesen Job ausersehen. Aber so sehr er sich mit seinen rhetorischen Wiederbelebungsversuchen auch mühte: Die tote Biene vermochte er partout nicht wieder zum Leben zu erwecken. Ebenso erfolglos blieb sein Bemühen, die Mit-Gift durch Besprechen einer Gesundungskur zu unterwerfen. Und das Geschenk, das er der Hochzeitsgesellschaft überbrachte, war auch nicht dazu angetan, heilend zu wirken: Eine Märchensammlung im „Fakten statt Vorurteile“-Gewand, die Fabulöses über die segensreiche Kraft des agro-industriellen Komplexes für die ganze Menschheit enthielt.
Aus dem Reich der Phantasie mit seinen guten deutschen und bösen US-amerikanischen Konzernen und Unternehmen, deren Mission die wundersame Brotvermehrung ist, leitete Jens Wegener von der Coordination gegen Bayer-Gefahren in seinem Schluss-Statement wieder in die harte Wirklichkeit über. Er ließ keinen Zweifel daran, dass sich hier die Richtigen gefunden hätten, sollte die Transaktion gelingen. „Dass die Fusion gestoppt wird“, weil die Vermählung von Bayer und Monsanto die katastrophalen Folgen der vorehelichen Geschäftspraktiken noch zu potenzieren droht, forderte er aus diesem Grund.
Und nach dem gelungenen Protest-Auftakt im neuen Jahr gab sich das „Stopp Bayer/Monsanto!“-Bündnis, dem unter anderem ImkerInnen, VertreterInnen von ATTAC, FIAN, der ÖkolandwirtInnen-Vereinigung IFOAM, der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, der Pappnasen Rotschwarz und anderer Gruppen angehören, auch zuversichtlich, dieses Ziel zu erreichen.