Die 27. Linke Literaturmesse findet vom 4. bis 6. November in Nürnberg statt

Bücher der Bewegung

Raphael Fleischer

Im Herbst ist wieder Bücherzeit. Vielleicht liegt es am trüben Wetter, dass es da neue Bücher braucht, in die man sich verkriechen kann. Vielleicht liegt es auch an der ökonomisch wichtigsten Buchmesse in Frankfurt am Main Ende Oktober, dass viele Verlage ihr Herbstprogramm auf den Markt bringen. Vielleicht ist der wahre Grund aber die bereits ein Wochenende später stattfindende größte linke Literaturmesse Deutschlands. In Nürnberg werden vom 4. bis 6. November wieder viele hundert Besucher zur mittlerweile 27. Auflage des wichtigen Treffens der strömungsübergreifenden Linken strömen.

Die Zeitungen „junge Welt“, „Neues Deutschland“ und die UZ sind ebenso dabei wie PapyRossa, Unrast- und Mangroven-Verlag. Rund 40 weitere Verlage werden anwesend sein, in der Hoffnung, die Besucher in den Bann ihrer Bücher zu ziehen. Im Stundentakt werden Neuerscheinungen vorgestellt. Am Sonntagnachmittag werden es 50 Veranstaltungen gewesen sein. Zum Beispiel über Ignazio Lula da Silva, der als alter und möglicherweise neuer Präsident Brasiliens eine wichtige Rolle in Lateinamerika spielt. Klaus Wagener spricht über den „erodierenden Giganten“ USA, Uwe Behrens fragt nach dem Feindbild China und Ewgeny Kasakov danach, wie der Ukraine-Krieg in Russland eingeschätzt wird. Sabrina Apicella analysiert mit Amazon den Lieblingsbuchhändler Deutschlands, Viktoria Knopp präsentiert Thesen zum „Schwarzen Radikalismus“ und Ken Merten berichtet von seinen Erfahrungen auf Kuba.

Es geht also um Themen, die im linken Spektrum diskutiert werden. In Nürnberg geschieht das erfreulicherweise miteinander und nur selten gegeneinander. Da macht es schlichtweg Freude, die Autorinnen und Autoren der Werke noch im Feuereifer ihrer Thesen zu erleben, bevor man sich selbst in deren Gedanken vertieft. Über alle Positionen lässt sich hervorragend mit ihnen im Anschluss debattieren. Wem das nicht kontrovers genug ist, der kommt am besten bereits am Freitag zur Eröffnung der Linken Literaturmesse. Dort trifft dann die Journalistin Christiane Reymann auf die Publizistin Susann Witt-Stahl und den Friedensaktivisten Reiner Braun. Sie diskutieren mit einem Nürnberger Aktivsten über den Krieg in der Ukraine und die damit zusammenhängende Verschärfung der Krisen.

Das Dauerticket in Nürnberg ist übrigens 44 Euro günstiger als in Frankfurt am Main. Die Linke Literaturmesse erhebt keinen Eintritt – und bittet nur um einen entsprechenden Obolus, um die Kosten zu decken. Das ganze Messeteam ackert das Jahr über aus Euphorie statt für Euro. Wer am Ende völlig erschöpft von der Flut an Gedanken und Gedrucktem gar nicht mehr an das Lesen denken kann, sondern sich erstmal nach Erholung sehnt, setzt sich am besten bei „Partizan Travel“ an den Tisch. Dort kann dann der nächste linke Urlaub geplant werden. Vielleicht gehen dann ja auch ein paar frische Buchkäufe aus Nürnberg mit auf Reisen.

Die Linke Literaturmesse findet in der Kulturwerkstatt Auf AEG, Fürther Straße 244 d in Nürnberg statt. Das Programm wird in Kürze hier veröffentlicht: www.linke-literaturmesse.org

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Bücher der Bewegung", UZ vom 7. Oktober 2022



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Flugzeug.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit