Brot und Spiele

Werner Sarbok zu Gebühren für Polizeieinsätze bei der Bundesliga

Das Oberverwaltungsgericht Bremen hat dem Bundesland Bremen Recht gegeben, Gebühren für Polizeieinsätze bei sogenannten Hochrisikospielen der Bundesliga von der Deutschen Fußball Liga (DFL) verlangen zu dürfen. Damit darf Bremen den Fußballverband an den Mehrkosten beteiligen, die durch den Einsatz von zusätzlich etwa 1 000 Polizeibeamten entstehen. Bei „normalen“ Spielen werden etwa 200 Polizisten aufgeboten. Ein solches Hochrisikospiel ist beispielsweise bei einem Keller-Derby zwischen dem SV Werder Bremen und dem Hamburger SV gegeben.

Der Hintergrund ist in vielfacher Hinsicht ein Trauerspiel: Nicht nur, dass es eine beachtliche Anzahl von Menschen gibt, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, sich gegenseitig auf die Fresse zu hauen, um irgendwelchen Frust abzubauen. Da ist auch das hochverschuldete Bundesland Bremen, das nach jedem Strohhalm greift, um sich bis ins Jahr 2020 zu retten – dann soll der neue Länderfinanzausgleich 400 Millionen Euro in die leeren Kassen spülen.

Dann ist da die Kommerzialisierung des Sports und der Fußballbundesliga im Besonderen zu bedauern, aber im Marx-Jahr 2018 sei daran erinnert, dass die Bourgeoisie nicht nur dem Familienverhältnis, sondern auch dem Sport seinen rührend-sentimentalen Schleier abgerissen und auf ein reines Geldverhältnis zurückgeführt hat. Wenn das Geschäftsmodell des Profisports beibehalten werden soll, dann ist es logisch, dass Gewinne privatisiert werden und der Staat die Kosten trägt – machen die Automobilindustrie, die Energiemafia, die Flughafen- und Krankenhausbetreiber ja auch nicht anders.

Die Sicherheitsauflagen sind inzwischen so ausgeprägt, dass kommerzielle und nichtkommerzielle Veranstalter über die Kosten stöhnen. Bürokraten, die Auflagen erteilen, um mögliche Terroranschläge unmöglich zu machen, machen auch jegliche Art von Fest mit mehr als drei Teilnehmerinnen unmöglich. Sich unsittlich abtasten zu lassen, um dann anschließend eingezäunt beisammen zu stehen und ein Glas Bier für sechs Euro zu trinken, gefällt auch nicht jedem.

Der Gedanke drängt sich auf, dass nach diesem Modell zukünftig auch Veranstaltern von Demonstrationen die Rechnung für den Einsatz der ordnenden Kräfte der Staatsmacht präsentiert werden könnten. Da gibt es so einiges, was die Herrschenden gerne mit dem Label „Hochrisiko“ versehen würden.

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"Brot und Spiele", UZ vom 2. März 2018



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