Im Vorfeld von „Trident Juncture 2015“ gibt es am 13. September in Duisburg eine Tagung der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner NRW. Thema: „Für einen entmilitarisierten Niederrhein“. Veranstaltungsort: Internationales Zentrum, Flachsmarkt 15. Beginn: 11 Uhr, Ende: 18 Uhr. Am Samstag, 3. Oktober, 11.30 Uhr, auf dem Marktplatz Kalkar eine Demonstration zur NATO-Zentrale. Geplant sind um 14 Uhr eine Menschenkette und die Abschlusskundgebung vor der Kaserne. Veranstalter ist „Ostermarsch Rhein/Ruhr“.
Runde Geburtstage werden oft mit großem Aufwand gefeiert. Als die „NATO Missile Firing Installation“ (NAMFI) vor einem Jahr 50 wurde, gab es hohen Besuch auf Kreta. Die Bundeswehr war mit einer Delegation unter Leitung von Brigadegeneral Michael Gschoßmann auf der Raketenstation vertreten. Es gab Programm. Kränze wurden abgelegt. Kampfflugzeuge wurden in den Himmel geschickt. Höhepunkt: Raketen durften „Hase und Igel“ spielen.
Auf Kreta wird mit scharfer Munition Krieg geübt. Mit dabei: USA, Griechenland, Niederlande, Deutschland. Die Flugabwehrraketengruppe 24 nutzt die Situation, denn zu Hause in Bad Sülze lassen sich „feindliche“ Drohnen nicht so komplikationslos mit dem „Patriot“-Waffensystem bekämpfen. Da darf nicht zum Spaß gefeuert werden.
Der Ernstfall ist längst eingetreten. Zur „Verteidigung“ der Türkei setzt Staatspräsident Erdogan F-16-Flugzeuge ein und „eliminiert“ Kurden in Syrien und im Nordirak. Vor möglichen Gegenangriffen verteidigen deutsche „Patriots“. Die werden mit Mandat des Bundestages von der Bundeswehr in Kahramanmares „rein defensiv“ vorgehalten. Mittlerweile gibt es allerdings in Berlin eine Auseinandersetzung: Tobias Pflüger (Die Linke) fordert mit dem „Rückholrecht“ im Parlamentsbeteiligungsgesetz den Abzug der „Patriot“-Einheit. Niels Annen von der SPD will vom Einsatz nicht abrücken. Gleichzeitig gesteht Florian Hahn, Verteidigungspolitischer Sprecher der CSU, ein, dass „der IS über keinerlei Waffen verfügt, die von der Patriot bekämpft werden müssten“.
Das kümmert die Bundeswehr nicht. Sie setzt auf „Patriot“, bis das Nachfolgemodell „Medium Extended Air Defence System“ (MEADS) einsatzreif ist. Als Verteidigungskomponente lässt die Rakete ohnehin Zweifel aufkommen, denn die Reichweiten der verschiedenen Typen variieren zwischen 15 und 160 Kilometern. Die „Bekämpfungsreichweite“ wird von der Bundeswehr mit 68 Kilometern angegeben, denn – Originalton Bundeswehr: „Jederzeit kann dort der Ernstfall eintreten.“
Vom Stützpunkt Bad Sülze bis nach Kaliningrad, der nächsten „feindlichen“ Stadt, die nicht zur NATO gehört, sind es allerdings an die 500 Kilometer. Russische Raketen oder Flugzeuge könnten unter diesen Bedingungen über Polen vom Himmel geholt werden. Es bleibt also nur noch die Verteidigung der deutschen Heimat auf dem Territorium der NATO-Partner Griechenland und Türkei, wobei der „Verteidigungsfall“ in der Türkei nicht gegeben ist. Erdogan greift vielmehr die Kurden auch außerhalb türkischen Territoriums an. Er bekämpft damit die Gegner des IS und bedient gleichzeitig innenpolitische Interessen mit dem Ziel, die PKK zu vernichten.
Die USA als politische und militärische Vormacht der NATO bedienen sich beider Länder: der Türkei als Basis gegen Russland, Griechenland (Kreta) als Ausgangspunkt gegen Nordafrika und den Nahen Osten. Der Stützpunkt Souda/Akrotiri auf Kreta ist dabei ein Schwerpunkt, denn hier konzentrieren sich gleich mehrere Waffengattungen: der Marinestützpunkt Souda Bay, geeignet für Flugzeugträger und U-Boote, der Militärflughafen mit der Startbahn für raketenbestückte F-16 und NAMFI etwas weiter nördlich auf der Akrotiri-Halbinsel als Raketenschießplatz. Gefeuert wurde auch schon mal von der 170 Kilometer entfernten Insel Makra – quer durch die südliche Ägäis.
NAMFI steht für den „sauberen Krieg“ der dominanten Seite. Die zu zerstörenden Objekte des Gegners befinden sich in großer Entfernung. Die Soldaten am Joystick der „Patriots“ sind dagegen für den Gegner unerreichbar. Auch in dieser Hinsicht ist Kreta mit dem „Zentrum Luftoperationen“ in Kalkar vergleichbar, denn auch hier wird der Krieg am Bildschirm geführt.
Die USA bedienen sich über die NATO oder im Rahmen bilateraler Abkommen der Bundeswehr und der griechischen Streitkräfte. Sie stationieren Waffen und Munition in den jeweiligen „Partnerländern“, in Deutschland auch Atombomben am Fliegerhorst Büchel. Die Bundeswehr ist dicht dran, denn sie bildet in Büchel Jagdbomberpiloten für den Einsatz mit Atombomben aus.
In den aktuellen Regierungsprogrammen in Athen und Berlin gibt es keine konkreten Vereinbarungen, dass die US-Army aus den „Besatzungsländern“ abgezogen wird und der Austritt aus der NATO anvisiert wird. Diese Forderungen sind in beiden Ländern der Friedensbewegung und den kommunistischen Parteien vorbehalten.
Beim Friedensmarsch 2015 von Marathon nach Athen kritisierte Dimitris Koutsoumbas, Generalsekretär der KKE, die Erklärung der Regierung, „dass sie den Stützpunkt Souda erweitern werde, dass ein neuer NATO-Stützpunkt auf einer Ägäisinsel errichtet werden soll und dass Streitkräfte unseres Landes für die imperialistischen Interventionen der USA und der NATO in der Mittelmeerregion verfügbar sein sollen“. Verteidigungsminister Kammenos (ANEL) hatte den USA einen Stützpunkt auf Karpathos angeboten.
Gelegenheit zu einem unübersehbaren Protest in Griechenland und Deutschland bietet die NATO-Großübung „Trident Juncture 2015“ vom 28. September bis 6. November 2015. Beteiligt sind die Peripherie-Staaten Griechenland, Italien, Portugal und Spanien, insgesamt etwa 30 000 Soldaten aus 30 Nationen. Die Bundeswehr ist mit 3 000 Mann dabei. Sie sorgt für Lufttransport, Luftbetankung, Objektschutz sowie für „Planung und Führung von Luftoperationen“. Generalleutnant Richard Roßmanith erwartet, dass die Botschaft der Großübung auch beim russischen Präsidenten Putin ankommt. Dabei wird nur ein „Weltkrieg ums Wasser“ (Bild, 23.6.2015) in Afrika simuliert.
Im Vorfeld von „Trident Juncture 2015“ gibt es am 13. September in Duisburg eine Tagung der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner NRW. Thema: „Für einen entmilitarisierten Niederrhein“. Veranstaltungsort: Internationales Zentrum, Flachsmarkt 15. Beginn: 11 Uhr, Ende: 18 Uhr. Am Samstag, 3. Oktober, 11.30 Uhr, auf dem Marktplatz Kalkar eine Demonstration zur NATO-Zentrale. Geplant sind um 14 Uhr eine Menschenkette und die Abschlusskundgebung vor der Kaserne. Veranstalter ist „Ostermarsch Rhein/Ruhr“.