Mit Carl Diem wird ein Nazifunktionär geehrt

Brauner Fleck auf Troisdorfs Fahnen

Von WA

Troisdorf ist eine aufstrebende Kleinstadt im Rheinland. Es liegt zwischen Bonn und Köln, rechtsrheinisch. Seine Bürgerkönnen die Ruhe und Beschaulichkeit genießen. Sie sind aber auch in 20 Minuten in den Metropolen, um am quirligen kulturellen Leben teilzunehmen. Wer es erholsamer liebt kann im nahen Bergischen Land oder an den Gestaden von Agger und Sieg Entspannung finden. Die circa 75 000 Einwohner sollten eigentlich zufrieden sein.

Doch ein brauner Fleck auf den blau/weißen Stadtfahnen stört. Will sagen, die Carl-Diem-Straße, die den Nazifunktionär ehrt. Das sorgte in der Vergangenheit schon für Unbehagen.

Die Regenbogenfraktion stellte vor vielen Jahren als Opposition im Stadtrat den Antrag auf Umbenennung. Die Koalition aus CDU/FDP lehnte ab. Die historische Forschung sei nicht eindeutig. Als nächste wagten sich die oppositionellen Grünen an das Problem – auch abgelehnt.

Nach 2014 waren die Beteiligten in einer schwarz/grünen/Regenbogen- Piraten- Koalition zusammengeschlossen. Mit einem entsprechenden Antrag trat nun die neue Fraktion der Partei Die Linke auf den Plan. Die Koalition war konsterniert. Man spielte auf Zeit.

Zuerst beantragen die Regenbogenpiraten Vertagung, wegen internem Diskussionsbedarf. In der nächsten Sitzung kam die CDU auf die Idee, die Bürger in der Straße zu befragen. Damit hatte sie den schwarzen Peter geschickt weiter gegeben.

48 Briefe wurden verschickt, 41 kamen zurück, am Ende fiel das Votum mit 28 zu 13 für die Beibehaltung aus. Nach den Gründen fragte niemand, dass vielleicht eine gewisse Unlust und Unsicherheit vor den bürokratischen Folgen mitgespielt haben mag, wer weiß es. Die CDU hatte ihr Schäflein im Trockenen. „Die Bürger wollen nichts ändern! Wir auch nicht“.

Die Partei Die Linke und die SPD votierten klar für die Änderung. „Ein faschistischer Funktionär soll in Troisdorf nicht mit einer Straße geehrt werden.“

Nun begann im Haupt- und Finanzausschuss vom 19. September 2016 eine beschämende Schmierenkomödie der Grünen und der Regenbogenpiraten. Als ehemalige Antragsteller saßen sie in der Zwickmühle, sie wollten ihre Pfründe nicht gefährden und die CDU verärgern. Sie würden ja auch gerne umbenennen, aber der Bürgerwille…. Sie wollten weiter Überzeugungsarbeit leisten. Wer es glaubt wird selig!!!

Sie würden sich enthalten. Damit war die Streichung des Namens durchgefallen. Der Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke, Wolfgang Aschenbrenner, erklärte, Troisdorf sei eine der wenigen Städte in Deutschland, die noch den Nazifunktionär Carl Diem ehrten. Die Außenwirkung der Stadt sei damit nachhaltig beschädigt. Der braune Fleck auf der blauen und weißen Stadtfahne sei nun weithin sichtbar.

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"Brauner Fleck auf Troisdorfs Fahnen", UZ vom 28. Oktober 2016



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