Brandgeruch

Uli Brockmeyer zu brennenden Ölquellen in Saudi-Arabien

Der Brandgeruch nach dem Angriff auf die saudischen Ölanlagen fing gerade an, sich über das Land auszubreiten, da hörte man aus Washington bereits Kriegstrommeln. Außenminister Pompeo, nach dem Ausscheiden Boltons Scharfmacher vom Dienst in Trumps Kabinett, erklärte unverzüglich, dass allein der Iran für den Angriff verantwortlich sei. Und nicht nur das. Er forderte „alle Nationen der Welt“ auf, „die iranischen Angriffe öffentlich und eindeutig“ zu verurteilen. Die USA würden sicherstellen, dass der Iran „zur Rechenschaft gezogen“ werde.

Der US-Präsident twitterte, die USA stünden „Gewehr bei Fuß“. Sein Vertrauter Senator Lindsey Graham forderte, iranische Ölraffinerien anzugreifen. Ein solcher Schritt würde der Führung in Teheran „das Rückgrat brechen“, schrieb er auf Twitter.

Obwohl ein Sprecher der Aufständischen in einem Video die Verantwortung für den Angriff übernommen hat, bleiben Fragen offen. Ja, die Ansarollah, in den bürgerlichen Medien als „Huthi-Rebellen“ bezeichnet, befinden sich im Krieg mit der sogenannten Regierung des Jemen und kontrollieren große Teile des Landes. Politische und wohl auch militärische Unterstützung bekommen sie aus dem Iran. Gegen die Aufständischen führt eine Militärallianz unter Führung Saudi-Arabiens einen rücksichtslosen Krieg.

Die Ansarollah haben allen Grund, gegen die saudische Kriegsmaschine vorzugehen, und in der Vergangenheit war auch schon von Drohnenattacken gegen Militäreinrichtungen in Saudi-Arabien die Rede. Welchen Nutzen aber könnte ihnen ein Angriff auf eine Ölanlage bringen, und sei er auch noch so spektakulär?

Auf die Frage, wer hier den größten Nutzen zieht, gibt es wieder einmal mehrere Antworten. Da wären zunächst die Ölproduzenten, die mit dem gestiegenen Ölpreis Kasse machen – darunter auch US-Gesellschaften, nachdem Trump die Ölreserven des Landes freigegeben hat. Welche Rolle das alles für den Börsengang der stattlichen Ölgesellschaft Saudi Aramco spielt, wird sich zeigen.

Für die USA kommt der Angriff gerade recht, heizt er doch die Spannungen mit dem Iran weiter an. Pompeo sprach von einem „beispiellosen Angriff auf die Energieversorgung der Welt“, für den der Iran verantwortlich sei.

Bleibt zu hoffen, dass bei all dem Kriegstrommeln noch die Stimmen der Vernunft aus Moskau und Peking hörbar sind, die „alle Länder“ auffordern, „keine voreiligen Schritte zu tun oder Schlussfolgerungen zu ziehen, die die Situation verschärfen könnten«.

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"Brandgeruch", UZ vom 20. September 2019



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