Mehr als 3 000 Kolleginnen und Kollegen der Robert Bosch GmbH in Homburg, der Bosch-Rexroth Homburg und der Bosch-Emission-Systems (BESG) Neunkirchen demonstrierten auf der Kundgebung in Homburg für den Erhalt aller Arbeitsplätze. Unterstützt wurden sie von Abordnungen fast aller Bosch-Werke in Deutschland, von Eisenach über Hildesheim bis Stuttgart, und von vielen weiteren saarländischen Metallbetrieben und Saarstahl. Solidarität zeigten auch GewerkschafterInnen von ver.di und IG BAU und des DGB Saarland.
Die Bosch-Zentrale in Stuttgart hatte Mitte Juni angekündigt, das BESG- Werk Ende 2017 zu schließen. 200 Arbeitsplätze würden vernichtet, für 100 KollegInnen Ersatzarbeitsplätze angeboten. Doch bei Bosch-Rexroth würden ebenfalls 210 Arbeitsplätze abgebaut – alles sozialverträglich. Die Betriebsräte allerdings befürchten einen weiteren schleichenden Arbeitsplatzabbau auch beim Bosch-Werk. Das Vertrauen in die Konzernleitung ist hin.
Das BESG-Werk ging erst vor zwei Jahren in Betrieb. Die Fertigungshalle war von der landeseigenen Saarland Bau und Boden Projektgesellschaft mbH (SBB) für 14,5 Mill. Euro für Bosch gebaut und auf 10 Jahre an BESG vermietet worden. Jetzt soll Schluss sein. Das Werk hat sich als Fehlinvestition herausgestellt. Der ganze Konzern befindet sich in einer tiefgehenden Umstrukturierung, um neue Profitfelder zu erobern. (siehe UZ vom 2. 9.) Bewältigen muss das Management auch die Herausforderungen durch die sich vollziehenden und zu erwartenden Veränderungen in der Automobilindustrie – im Interesse stabiler und intensiver werdender Kapitalverwertung.
Zur Demonstration in Homburg hatten die IG-Metall-Verwaltungsstellen Neunkirchen und Homburg sowie die Betriebsräte und Vertrauensleute der drei Bosch-Unternehmen gemeinsam aufgerufen. Den Belegschaften ist bewusst, dass alle betroffen sind, dass sie gemeinsam kämpfen müssen, um gegen die Konzernleitung erfolgreich zu sein. Sie verstehen sich deshalb als Bosch-Saarland. Die sozialpartnerschaftliche Betriebsverbundenheit „Wir sind Bosch“ hat sich in Solidarität und die Erkenntnis verwandelt, sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen. Und „Es gibt keinen sozialverträglichen Arbeitsplatzabbau!“ wie der BR-Vorsitzende von Bosch-Rexroth aussprach. Scharf haben die Betriebsratsvorsitzenden und der Bevollmächtigte der IG Metall Homburg die Unternehmerwillkür zurückgewiesen. Die Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung entlarvte das „Fürsorge-Image“; Jahr für Jahr müsse darum gekämpft werden, dass alle Auszubildenden eine unbefristeten Übernahmevertrag erhalten – und nicht immer sei das gelungen.
Widersprüchlich war der Beitrag des Gesamtbetriebsratsvorsitzenden der Robert Bosch GmbH, Michael Brecht. Da klang so etwas wie Verständnis für die komplizierte Situation von Bosch an. Aber er werde den Eindruck des Widerstandswillens von hier mit nach Stuttgart mitnehmen.
Das Kampfziel heißt nicht „Bosch muss bleiben“, es heißt selbstbewusst: „Bosch bleibt!“ – mit allen 5 600 Arbeitsplätzen im Saarland. Die Forderungen an die Konzernleitung sind: Erhalt aller Arbeitsplätze. Nicht die Belegschaften sollen die Fehlentscheidungen des Managements ausbaden. Ersatzproduktion muss in die Werke kommen und endlich auch eine Entwicklungsabteilung aufgebaut werden.
Zugleich setzen die Betriebsräte und die IG Metall große Hoffnungen in die Politik. Die saarländische Wirtschaftsministerin Rehlinger versprach als Vertreterin der Landesregierung, sich für den Arbeitsplatzerhalt einzusetzen und bot dem Konzern Umstrukturierungshilfen an.
Die DKP hat in einem Flugblatt darauf hingewiesen, dass die Konzernführung schon vor einem Jahr allgemein Sparpläne angedroht hatte, und die IG-Metall-Forderung bekräftigt: Es müssen endlich alle Karten auf den Tisch.