Der BVB hat seit langem ein Problem. Das quietschgelbe Logo des Vereins hat braune Flecken, die sich einfach nicht entfernen lassen wollen. Seit Anfang der 80er die sogenannte „Borussenfront“ um „SS Sigi“ ihr Unheil trieb, sind diese Flecken mal mehr, mal weniger sichtbar – verschwunden sind sie zu keiner Zeit. Die „Front“ ist alt geworden, zudem sind fast alle Mitglieder mit Stadionverbot belegt. Aber ihre „Arbeit“ hat Spuren hinterlassen, Nachahmer sind nachgewachsen und tummeln sich in zweifelhaften bis klar rechten Fangruppierungen („Desperados“ bzw „Northside“). Querverbindungen zu Neonazis der sogenannten Partei „Die Rechte“ bestehen völlig offen, mitten im Stadion werden rechtsradikale Banner enthüllt („Solidarität mit dem NWDO“ – Nationaler Widerstand Dortmund), linke und anders denkende Fans werden auf der Tribüne angegangen, nicht selten mit brutaler Gewalt.
Der BvB hat lange weggeschaut und verharmlost, sicherlich auch aus Angst um sein Image als populärer Verein (Slogan: „Echte Liebe“). Erst Ende 2011 begann die Vereinsführung umzudenken – die Entrollung des Transparentes des NWDO ließ nicht mehr zu das Problem der Rechtsradikalen im Stadion einfach zu leugnen. 2013 erreichte bei einem Spiel des BVB in Donezk die rechte Gewalt ihren vorläufigen Höhepunkt: der Fanbeauftragte des Vereins wurde von Rechtsradikalen aufs übelste zusammengeschlagen.
Seitdem ist einiges passiert, neben Stadionverboten wurde verschiedene rechte Markenkleidung ebenso verboten wie das Tragen von „Borussenfront“-Utensilien. Plakate mit Jürgen Klopp („Nie wieder! Gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung im Fussball“) zierten die Stadt und aktuell liegen in fast jeder Kneipe der Stadt schwarzgelbe Bierdeckel auf den Tischen und Tresen mit der Aufschrift „Kein Bier für Rassisten“ – eine Initiative der BVB-Fanabteilung. Dass klingt eher niedlich, wird aber von großen Teilen der Fans und auch den übrigen Dortmundern beachtet und honoriert.
Gerade jetzt hat der Verein einem kompletten Fanclub die Lizenz entzogen. Damit verlieren die Mitglieder – und zwar alle – Privilegien wie erleichterten Zugang zu Eintrittskarten, Nutzung des BVB-Logos und anderes. De facto gilt der Fanclub damit als aufgelöst, die betreffende Homepage ist bereits abgeschaltet. Der betroffene Fanclub „Borsig Borussen“ stellt sich dumm: Ein Ansprechpartner bestätigte gegenüber der WAZ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung) den Erhalt des Schreibens. Außerdem räumte er ein, dass drei Personen aus ihren Reihen an dem Neonazi-Aufmarsch teilgenommen hätten. Dort seien sie allerdings privat und nicht als Fanclub unterwegs gewesen. „Das war blöd und wir haben uns entschuldigt“, gibt der „Borsig Borusse“ zu.
Alles ganz harmlos, nur ein bisschen blöd? Es braucht nicht lange, nur drei Klicks auf „facebook“, um den Anmelder der Seite der „Borsig Borussen“ herauszufinden, einen gewissen „M. Kubiak“. Der postete fröhlich am 22. März dieses Jahres eine Veranstaltung der „Rechten“ und schrieb davor zum Thema Flüchtlinge: „Langsam glaube ich, ich bin im falschen Film. Mal sehn was noch alles kommt und zugelassen wird in Deutschland was schon kein Deutschland ist“ (Schreibfehler übernommen).
Alles also richtig gemacht, BVB, aber: Weiter so, das kann nur ein Anfang sein. Rassistisches, fremdenfeindliches, auch homophobes Verhalten hat im Stadion nichts zu suchen, genauso wenig wie überall sonst. Und dass solche Treffer landen, zeigt sich auf der Homepage der „Rechten“. Von „Unglaublicher Willkür“ wird da gefaselt und weiter: „In eklatanter Form werden die Grundrechte auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit von den Vereinsverantwortlichen mit Füßen getreten“.
Nur: Rassismus/Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen! Im Stadion und überall.