Zum Rückzug der NATO aus Afghanistan

Bollwerk gegen China

Matin Baraki

Nach dem vorläufigen Ende des real existierenden Sozialismus wurde durch einen Schreibsöldner des Kapitals das „Ende der Geschichte“ und durch den obersten Repräsentanten des US-Imperialismus die „Neue Weltordnung“ verkündet. Im Rahmen der Greater-Middle-East-Strategie (GME) der Neokonservativen um George W. Bush, Dick Cheney und Co. sollte die gesamte Region des Nahen und Mittleren Ostens, vom Kaukasus bis Nordafrika und von dort bis Bangladesch und Hindukusch unter Kontrolle der USA gebracht werden. Die Anschläge des 11. September 2001 in New York boten den Anlass, die GME-Strategie umzusetzen.

Da das Taliban-Regime national, regional und international isoliert war, begannen die US-Kampfjets am 7. Oktober 2001 Afghanistan zu bombardieren. Nach vier Wochen waren die Taliban hinweggefegt, die US-Einheiten zogen schon Anfang 2003 weiter nach Irak. Dort war der Krieg noch in vollem Gang, als die Taliban wieder erstarkt zurückkamen.

Den USA und ihren NATO-Verbündeten ist es nicht gelungen, selbst unter Einsatz von bis zu 130.000 Soldaten, die Taliban zu besiegen. 5.200 US-Soldaten starben. Der Krieg hat in seinen Höchstzeiten, den Jahren zwischen 2001 und 2014, jede Woche 1,5 Milliarden US-Dollar gekostet. Der Einsatz war auf Dauer nicht finanzierbar. Die USA haben jahrelang geheim und zwei Jahre offiziös mit den Taliban im Emirat Katar verhandelt und sich im Februar 2020 verpflichtet, die Soldaten bis Ende April 2021 aus Afghanistan abzuziehen. Damit wurde die Kapitulation des US-Imperialismus vertraglich besiegelt.

In Afghanistan ist es dem US-Imperialismus von Anfang an weder um Frauen- noch um Menschenrechte, geschweige denn um Afghanistan an sich gegangen. Es ging allein um seine strategischen Interessen in der Region, um die Umzingelung der Russischen Föderation und einen Regime-Change im Iran. Inzwischen haben sich die Rahmenbedingungen geändert und damit die Prioritäten der US-Strategie. In absehbarer Zeit wird die Volksrepublik China mit den USA ökonomisch, aber auch militärisch mindestens gleichziehen können. Ende 2017 wurde in der „Nationalen Sicherheitsstrategie“ der USA die VR China als „strategischer Rivale“ eingestuft. Die USA werden ihn auch unter Präsident Joe Biden militärisch umzingeln, um den Aufstieg Chinas zur künftigen Weltmacht zu verhindern. Dafür haben sie regionale Militärbündnisse mit Australien, Japan und Indien geschlossen. Die Kräfte in und um Afghanistan werden abgezogen, um am Pazifik ein Bollwerk gegen China zu errichten.

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"Bollwerk gegen China", UZ vom 23. April 2021



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