Die Bundeswehr unternimmt neue Schritte zum Aufbau einer EU-Armee. Jüngster Ausdruck dieses Prozesses ist die zunehmende Verschmelzung deutscher und niederländischer Truppenverbände. Im Fokus steht dabei die für Aufstandsbekämpfung und Kommandooperationen hinter den feindlichen Linien geschaffene „Division Schnelle Kräfte“ (DSK), zu der auch das in illegale Tötungen in Afghanistan involvierte „Kommando Spezialkräfte“ zählt.
Bereits letztes Jahr hat die DSK die Befehlsgewalt über eine niederländische Eliteeinheit übernommen; vor wenigen Tagen wurde jetzt gemeinsam der Interventionskrieg trainiert. Bei dem Manöver „Red Griffin 2015“ („Roter Greif“) ging es darum, eine Erhebung meuternder Soldaten auf einer fiktiven Atlantikinsel niederzuschlagen. Die Übung im „Gefechtssimulationszentrum“ des deutschen Heeres verfolgte insbesondere das Ziel, deutsche und niederländische Systeme der Truppenführung zu „synchronisieren“, um auf diese Weise die „volle Einsatzbereitschaft“ des gemeinsamen Truppenverbandes zu gewährleisten. Fast zeitgleich trainierte eine Spezialeinheit der Bundesmarine gemeinsam mit ihrem niederländischen Pendant die Landung an einer fremden Küste. Erklärtes Ziel war hierbei, die „Kompatibilität der deutschen Fahrzeuge mit den niederländischen Landungsbooten“ im Kriegsfall sicherzustellen.
„Die gemeinsame Planungs- und Führungsübung ‚Red Griffin‘ ist für das weitere niederländisch-deutsche Zusammenwachsen unter dem Dach der DSK sehr bedeutsam“, urteilte auch der niederländische Brigadegeneral Jack van Maaswaal, der als stellvertretender Kommandeur der DSK fungiert. Seiner Auffassung nach befindet man sich auf einem „sehr guten Weg“ zur „Herstellung der vollen Einsatzbereitschaft“ des gemeinsamen Gefechtsverbandes.
Schon vor dem von der Bundeswehr als überaus „erfolgreich“ gefeierten Manöver hatte die deutsche Presse die Unterstellung der 11. Luftbeweglichen Brigade der Niederlande unter die Befehlsgewalt der DSK zur Blaupause für eine „europäische Armee“ erklärt. So war in der Tageszeitung „Die Welt“ zu lesen: „Nie zuvor war ein militärischer Verband eines europäischen Landes in den Großverband eines anderen europäischen Landes eingebunden worden, nie zuvor hatte ein Staat auf diesen elementaren Kernbestandteil seiner Souveränität verzichtet.“
Ganz ähnlich äußerte sich Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bei den offiziellen Feierlichkeiten aus Anlass der deutschen Kommandoübernahme. Diese entspreche „dem europäischen Geist in seiner besten Weise“ und habe das Zeug zum „Vorbild“ für eine „gemeinsame Verteidigungs- und Sicherheitspolitik“, sagte die Ministerin im Hauptquartier der DSK im hessischen Stadtallendorf. Kurz vor dem Beginn des Manövers „Red Griffin“ verlieh nun der Kommandeur der DSK, Generalmajor Andreas Marlow, seinem niederländischen Stellvertreter Jack van Maaswaal das „Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold“.
Zeitgleich mit „Red Griffin“ nahmen Soldaten des deutschen „Seebataillons“ an einer „Landungsübung“ der Königlich-Niederländischen Marine im niederländischen Den Helder teil. Das „Seebataillon“ ist nach eigenem Bekunden auf die Kriegsführung in „küstennahen Bereichen“ spezialisiert; trainiert wurde denn auch das Absetzen deutscher Panzerwagen an einem fremden Strand. Erklärtes Ziel des Manövers war es, die „Kompatibilität der deutschen Fahrzeuge mit den niederländischen Landungsbooten sicherzustellen“ – im Hinblick auf „zukünftige amphibische Operationen“