Der baskische Musiker Fermin Muguruza, in Deutschland bekannt als Mitbegründer von Bands wie „Kortatu“ und „Negu Gorriak“, in seinen Texten hochpolitisch mit Themen wie Antifaschismus, der Auseinandersetzung mit dem Erbe der Franco-Diktatur, der Situation im Baskenland und sozialen Kämpfen, ist Autor und Regisseur des Films „Black is Beltza“. Der animierte Polit-Comic ist 2018 erschienen, schaffte es aber nie in die deutschen Kinos. Jetzt ist er auf Netflix zu sehen und leider muss man feststellen: Gut gemeint ist nicht immer auch gut gemacht.
Mitte der 1960 Jahre soll der junge Baske Manex gemeinsam mit anderen in New York mit den beim San-Fermin-Feiertag durch Iruna getragenen Gigantes-Figuren an einer Parade teilnehmen. Nur: die New-Yorker Behörden schließen zwei der Figuren von der Teilnahme aus – sie sind schwarz. Zutiefst frustriert, weil sich seine Kollegen dem Rassismus beugen, verlässt er die Gruppe, lässt Grüße an seine Mutter ausrichten und bleibt in den USA. Ab da beginnt eine Zeitreise durch die linke (Politik-)Welt der späten 1960er Jahre. Begleitet von feinsten Ska- und Soulsounds tanzt Manex in Andy Warhols Factory, lernt die Black Panthers kennen, trauert um Malcom X, trifft Angela Davis, Juan Rulfo, Emory Douglas, Che Guevara und Otis Redding, hört im Radio Muhammad Alis Rede darüber, warum er nicht nach Vietnam gehen wird, um dort Menschen zu erschießen („They never called me nigger“), schmeißt Pilze und LSD ein, hört auf dem Monterey-Festival neben Redding Janis Joplin und Jimi Hendrix und reist dabei von New York nach Kuba, Mexiko, Kalifornien, Kanada und Algerien, bis er sich entschließt, im Baskenland gegen das Unrecht zu kämpfen.
Manex lernt auf Kuba Schießen und einiges mehr und soll einen Clever Wilson, einen Genossen der Black Panther Party, begleiten, der wichtige Informationen an die Kubaner überbringen muss. Sie werden natürlich schnell verfolgt von ekelhaften Ku-Klux-Klan-Bullen, der CIA und anderem Gesocks. Das kann witzig sein, zum Beispiel wenn Manex zu Hause anruft und die CIA Baskisch für eine Geheimsprache hält, aber meistens ist es ein bisschen drüber.
Da fällt zum Beispiel einer der Rassisten, die Manex und Clever verfolgen, in einen Eisbärenkäfig, tritt noch den Babyeisbären und hat dann noch genau die Zehntelsekunde zu leben, die die Eisbärenmama zu ihm braucht. Und beim Tod von Che Guevara bleibt die Uhr stehen, die Manex‘ kubanische Geliebte Amanda ihm geschenkt hat. Auch sie stirbt in Bolivien.
Vor allem aber kommen die Frauen in Fermin Muguruzas Film nicht gut weg. Die Revolutionärin Amanda ist vor allem erst mal ein Busenwunder auf Beinen von hier bis zum Boden – wenn Barbie anatomisch nicht aufrecht stehen könnte, kann sie es auch nicht. Vorgestellt wird sie auch nicht als Revolutionärin, sondern als „schönste Blume Kubas“ und sie verfällt Manex so sehr, dass sie es noch nicht mal aus dem Klub, in dem sie sich treffen, raus schaffen. Genauso geht es der libanesischen Bauchtänzerin, die er in Algerien trifft. Für die Frauen, die nicht mit dem Basken im Bett landen, ist deutlich weniger Raum im Film, höchstens die Pilzlieferantin darf sich noch ausführlich zu Wort melden.
Auch das mit den Pilzen ist vermutlich eher keine gute Idee, wenn man im geheimen Auftrag der Revolution unterwegs ist. Manex quatscht einfach, was das Zeug hält – so hätte er es noch nicht mal aus Mexiko raus geschafft.
Als Clever Wilson und Manex voneinander Abschied nehmen, fragt Wilson, was eigentlich „Schwarz“ auf Baskisch heißt. Die Antwort ist „Beltza“. Gemeinsam skandieren sie „Beltza Power“, während Wilson im Auto entschwindet. Zum Abspann gibt es „Black is Beltza“ als Lied. Das ist Fermin Muguruza deutlich besser gelungen als der Film.
Black is Beltza
Buch und Regie: Fermin Muguruza
Baskisch, Englisch, Französisch und Spanisch mit deutschen Untertiteln.
Abrufbar auf Netflix