Gibt es Investoren, die aus einem Projekt weniger herausholen wollen als sie hineingesteckt haben? Wohl kaum. Dass dennoch Unternehmen auf eine Finanzspritze von Kapitalbeteiligungsgesellschaften setzen, ohne sich zu sorgen, selbst am Ende den Kürzeren zu ziehen, liegt daran, dass der neoliberale Markt heute nicht mehr nur auf Waren, sondern lieber auf Geld setzt, das sich wie ein Ball aufblasen lässt. Dass alle Geldgeschäfte Nullsummenspiele sind, bei denen irgendwo verloren geht, was anderswo gewonnen wird, ist also nicht mehr unumstößlich wahr, solange die Blase hält.
Etwa als das Leder durch Polyurethan ersetzt wurde begann auch im Fußball der Glaube an die unbegrenzte Dehnbarkeit des Geschäftsmodells. Zur Debatte stand vergangene Woche, eine private Außenbeteiligung von zwei Milliarden Euro für die Vereine der beiden obersten Fußballligen zuzulassen; nicht gleichmäßig aufgeteilt, sondern nach dem Fernsehgeldersystem, das die reichen Vereine zuverlässig noch reicher macht und damit die Unterschiede zementiert. Der Investor sollte dafür über zwanzig Jahre 12,5 Prozent jener Medieneinnahmen bekommen – drei Milliarden nach heutigem Stand.
So wie ein paar Industrien einem imperialistischen Land einen Platz im Weltgeschehen sichern helfen, so meinen Dauerprimus FC Bayern und der BörsenVerein Borussia 09, dem Rest der Klasse weismachen zu können, dass alle 36 Vereine der Ersten und Zweiten Bundesliga etwas davon hätten, wenn Deutschland (also München und Dortmund) unter den europäischen Ligen wettbewerbsfähig bleibt; auf die Gemeinsamkeit ziele der Geldregen. Frankfurt, Freiburg, Mönchengladbach oder Union Berlin verlauteten, dass sie wie Dortmund und München die Ellenbogen ausfahren. Andere Vereine dagegen denken wie sozialpartnerschaftliche Gewerkschafter, dass irgendetwas nach unten durchrieselt, und unterstützen das Projekt eher hilflos. Aber beide Gruppen summierten in geheimer Abstimmung nur zwanzig Stimmen; fünf Vereine enthielten sich und elf waren dagegen. Vielfach von Zweitligaklubs wie St. Pauli, aber auch aus Stuttgart, Köln und Gelsenkirchen habe es Gegenwind gegeben. Die nötige Zweidrittelmehrheit kam nicht zustande.
Die Fanszene, die gern den 70er-Jahre-Fußball zurückhätte wie die Gewerkschaften den 70er-Jahre-Kapitalismus, feiert unverdrossen den Sieg der Minderheit – bis der Ball doch eines Tages platzt.