Die Serie „Bad Banks“ ist eine Märchenstunde

Bis einer weint

Von Herbert Becker

Es ist schon bezeichnend, wenn die bürgerlichen Blätter sich überschlagen in der Wertung der kleinen deutschen Serie „Bad Banks“. Produziert von ZDF und arte wollen die Macher einen „tiefen Einblick“ geben in die Machenschaften von Investment-Bankern, garniert mit Intrigen, nächtlichen Autofahrten, Geheimtreffen und einer Portion Sex und Gewalt.

In der „Bild“ macht man die sechs Folgen zum Höhepunkt des TV-Jahres, die „FAZ“ findet „das sei vom Feinsten, was deutsche TV-Leute seit langem gemacht haben“.

Erzählt wird die Geschichte einer jungen Bankerin, die sich um das Investment der Bank kümmern soll, in Leipzig ein Mega-Projekt mit Milliardensummen zu sichern. Nicht nur, dass man wenig erfährt über die alltägliche „Arbeit“, potentiellen Anlegern das nötige Kleingeld für den Deal zu entlocken, noch undurchsichtiger bleiben die Aktivitäten der Vorstände der Banken in Frankfurt und London, eine Fusion der Banken voranzutreiben, ohne das irgendjemand, besonders nicht die Finanzaufsicht, davon Wind bekommen.

Man bekommt fast Mitleid mit den Schauspielerinnen und Schauspielern, denen ein so unglaubwürdiges und voller Klischees gefülltes Drehbuch auch noch abverlangt, mit vollem Körpereinsatz den ach so gefährlichen Dschungel des gewählten Lebens zu bewältigen. Der Zuschauer soll den Eindruck gewinnen, der Finanzmarkt sei so kompliziert, dass er nicht nur die Finger davon lassen soll, sondern auch keine Chance habe, ihn zu begreifen.

Als die Fassade der Bank Risse bekommt, die eingefädelten Aktionen (eigene Schrottpapiere der Bank zu überhöhten Preisen selbst zurückzukaufen, um die Bilanzen zu frisieren) nicht mehr so richtig greifen, wird es auf der Ebene des mittleren Managements sogar weinerlich.

Die junge Bankerin und ihre Freunde schütteln sich aber nur kurz, mit geleakten Dokumenten schafft man sich die Basis, um im nächsten Spiel wieder dabei zu sein.

Eine lange Märchenstunde, immerhin 6 Stunden Filmlänge hatte die Serie, hinterlässt nur einen faden Geschmack im Mund, ob die Autoren und Produzenten es nicht besser, gründlicher und präziser konnten oder ob sie nicht wollten, bleibt ihr Geheimnis. Aber dies ist ja ein Merkmal von Märchen.

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"Bis einer weint", UZ vom 9. März 2018



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