Bilder der Befreiung

Die Galerie Buchkunst Berlin zeigt zum Tag der Befreiung vom 1. bis 31. Mai die virtuelle Ausstellung „Berlin Mai 1945 – Valery Faminsky“.

Faminsky kam 1945 mit den ersten Rotarmisten nach Berlin. Eigentlich war er für die Dokumentation der medizinischen Versorgung der sowjetischen Soldaten und der Transporte verwundeter Rotarmisten zuständig, fotografierte aber bei seinen Gängen durch die Stadt das zerstörte Berlin und seine Menschen.
Die dabei entstandenen Bilder (die Ausstellungsmacher betonen, dass es den Sowjetsoldaten eigentlich verboten war, Zivilbevölkerung, Not und Zerstörung zu fotografieren) sind Zeugnis des Elends, das der Faschismus auch über Deutschland gebracht hat, aber auch davon, dass Berlin tatsächlich befreit wurde.
Faminsky fotografierte malende Rotarmisten in zerstörten Straßen und befreite Frauen, die sich lächelnd daran machen, Straßenzüge aufzuräumen. Am beeindruckendsten sind die Bilder, die er von der Verlesung der Kapitulation an die Bevölkerung gemacht hat: zögernd zuerst kommen Menschen auf den Rotarmisten zu, der die deutsche Kapitulation verliest, ungläubige Kindergesichter und schließlich, auf dem dritten Bild, jubelnde Menschen, die einen der gedruckten Zettel zu ergattern versuchen, die Nachricht aus Reims schwarz auf weiß lesen wollen.

Valery Faminsky wurde 1914 in Moskau geboren und arbeitete seit 1932 im Fotolabor der Moskauer „Aviachim-Fabrik Nr. 1“. Ab 1936 berichtete er für die Sowjetische Landwirtschaftsausstellung in Moskau als Reisefotograf und ist danach bis zum Angriff auf die Sowjetunion als Fotograf für das Moskauer Planetarium tätig. In der Roten Armee wird Faminsky Kriegsfotograf für das Militärmedizinische Museum. Vom 22. April bis zum 24. Mai 1945 fotografiert Faminsky in den Vororten und der Innenstadt Berlins. Er kehrte nach Moskau zurück und war dort ab 1946 beim Fonds der Künste der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik beschäftigt. Er starb 1993.

Das Archiv seiner Fotos kaufte Arthur Bondar. Er ist auch derjenige, der die Kritik an der Sowjetunion formuliert, die natürlich in einer bundesdeutschen Ausstellung zum Tag der Befreiung nicht fehlen darf: „Während der Sowjetzeit erlebten wir sehr viel Propaganda und Zensur über den Zweiten Weltkrieg.“ Was auch immer das heißen muss, der virtuelle Besuch in der Galerie Buchkunst Berlin lohnt sich. Die Bilder von Faminsky sind toll. Leider haben die Kuratoren darauf verzichtet, Informationen zu den einzelnen Bildern in die Ausstellung einfließen zu lassen.
www.buchkunst-berlin.de

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"Bilder der Befreiung", UZ vom 7. Mai 2021



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