Automobilkonferenz der DKP beriet über die Mobilität der Zukunft

Bezahlbar, umweltfreundlich und sozial verträglich

Von Ulrike Schmitz

Unter der Fragestellung „Automobilindustrie – wie weiter?“ diskutierten auf Einladung der Betriebsgruppe VW und der DKP-Bezirke Niedersachsen und Ruhr-Westfalen mehr als 40 Teilnehmer in Hannover über die Bedeutung der Automobilindustrie in Europa, die Bedrohung der Arbeitsplätze, die Zukunft des Autos und einer veränderten Mobilität. Erfreulich viele junge Menschen und Nichtmitglieder unserer Partei fanden sich in den ver.di-Höfen ein.

Uwe Fritsch informierte über die Bedeutung der Automobilindustrie in Deutschland und Europa. Sowohl von der Anzahl der Arbeitsplätze als auch der Gewinne und der Bedeutung für den Export gehe es bei der Automobilindustrie um einen Kernbereich der Wirtschaft in Deutschland und in Europa. Das zeige, mit wem wir uns anlegen müssen im Kampf um eine andere Form der Mobilität. Winfried Wolf begeisterte in einem emotionalen Vortrag nicht nur die Jüngeren im Publikum. Seine Thesen, die er ausführlich in seinem Buch: „Verkehr, Umwelt, Klima. Die Globalisierung des Tempowahns“ ausführt, umfassten u. a. die Verdrängung des Eisenbahn- und Straßenbahnverkehrs (im übrigen die ältesten Formen der Elektromobilität), die externen Kosten des Autoverkehrs sowie die Möglichkeit des „Umbaus der Automobilindustrie“.

Nach dem Mittagessen ging es in drei Arbeitsgruppen weiter: In der ersten befasste sich Alfred Hartung mit der Frage „Elektromobilität – Ausweg aus der Umweltkrise?“, die zweite bestritt Winfried Wolf unter der Fragestellung: „Weltklima – Weltautogesellschaft – weltweite Alternativen“ und in der dritten Arbeitsgruppe stellte Achim Bigus Thesen zu Bedingungen und Akteuren für die Durchsetzung alternativer Mobilitätskonzepte vor. Anschließend erfolgte die Vorstellung der Kurzberichte aus den Arbeitsgruppen und eine Podiumsdiskussion mit Winfried Wolf, Uwe Fritsch und Anne Rieger unter dem Titel:“ Zukunft der Automobilindustrie – wer nimmt Einfluss – wohin geht die Reise?“ Insbesondere Anne Rieger machte konkrete Vorschläge, von denen die Forderung, neben spezifischen Formen der Arbeitszeitverkürzung auch wieder die allgemeine Arbeitszeitverkürzung zur Lösung auf die Tagesordnung zu setzen, nur eine war.

Die Veranstalter kündigten an, einen Reader mit Texten und Thesen aus der Konferenz zu veröffentlichen. Er soll helfen aus den Erkenntnissen der Konferenz konkrete Politik zu entwickeln. So könnten vor Ort Diskussionsrunden mit Verkehrsexperten, Umweltaktivisten, Stadtplanern, Gewerkschaften und Beschäftigten der Automobilindustrie initiiert werden.

Die Rückmeldungen insbesondere der jungen Gewerkschafter waren mit einer Ausnahme positiv. Kritisiert wurde, vieles sei nicht neu gewesen. Tatsächlich waren wir in den 1980er Jahren schon weiter in der Diskussion, doch die heutige Aufgabe bleibt: Die Diskussion wieder auf die Tagesordnung zu setzen, das Bewusstsein für die Größe der Aufgabe zu schärfen, aber auch Mut zu machen, das Thema im Betrieb und in der Gewerkschaft anzugehen.

Denjenigen, die meinen, es könne alles so bleiben wie es ist, sei gesagt: Der Umbau der Automobilindustrie wird stattfinden. Die Konzerne haben ihn auf Druck von Zivilgesellschaft und Politik auf die Tagesordnung gesetzt. Für uns geht es darum, ob es uns gelingt, die Entwicklungsrichtung zu beeinflussen und dafür zu kämpfen, dass nicht die Beschäftigten auf der Strecke bleiben.

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"Bezahlbar, umweltfreundlich und sozial verträglich", UZ vom 14. Juli 2017



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