Betr.: "Verbot der Prostitution …", UZ vom 28.8.2015, S. 4

Beschneidung von Arbeiterinnenrechten

Von Mareen Heying

Den Leserinnenbrief von Barbara Kuprat für den DKP Frauenarbeitskreis Essen möchte ich mit einer 2001 gestellten Frage der wunderbar reflektierten Feministin Monika Gerstendörfer kommentieren: „Warum laufen selbst solche Feministinnen, denen die Frauenbewegung viel zu verdanken hat und die ansonsten differenziert denken und schreiben, immer noch doppelblind herum, wenn es um das Thema ‚Prostitution‘ geht?“

So fragte ich mich beim Lesen des Briefes: Wie können Sie ein Verbot von Prostitution fordern? Wie kann es sein, dass Sie sich für die Beschneidung von Arbeiterinnen-Rechten stark machen? Verbote der Prostitution helfen niemandem, vor allem nicht den in ihr tätigen Sexarbeiterinnen. Das sehen wir dann, wenn wir uns Länder ansehen, in denen Prostitution verboten ist. In den USA z. B. sind viele Mütter inhaftiert, da sie durch Prostitution ihre Kinder ernährten. Begrüßen Sie das etwa? (…)

Ja, eine Welt, in der sich niemand prostituieren muss, die wäre wunderbar. Aber denken Sie ernsthaft, wir erreichen die kommunistische Revolution durch Verbote innerhalb kapitalistischer und patriarchaler Verhältnisse? (…) Noch zwei inhaltliche Bemerkungen zum Leserinnenbrief: Dass Sexarbeiterinnen in der Prostitution zum Teil weniger Profit einheimsen als BetreiberInnen, liegt an den Strukturen des Gewerbes; an seiner erzwungenen Halb-Legalität, die durch Gesetze die die Prostituierten einschränken entstehen. Und die von Ihnen kritisierte Bezeichnung „Sexarbeit“ haben politisch aktive Huren in den USA Ende der 1970er Jahre erschaffen, der Begriff soll deutlich machen, das es sich beim Prostitution um Arbeit handelt; es ist eine Selbstbezeichnung. Beides sind Aspekte, die Sexarbeiterinnen immer wieder betonen: Sie benötigen dieselben Rechte wie andere Arbeiterinnen auch, kein Mitleid und keine Stigmatisierung.

Nochmal Monika Gerstendörfer: „So sehr sich die Frauenbewegung auch bemüht, sich vom universal geltenden oder aufoktroyierten Opferstatus der Frau zu befreien, so wenig ist ihr das in Bereich der Prostitution gelungen.“

Ich freue mich sehr, dass es so reflektierte und nachdenkende Menschen wie Frank Laubenburg gibt.

Mareen Heying, Historikerin, arbeitet u. a. zur Geschichte 

der Prostitution und zu politischen Kämpfen von Sexarbeiterinnen

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"Beschneidung von Arbeiterinnenrechten", UZ vom 18. September 2015



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