Zu „Sei keine Duckmaus“, UZ vom 12. Februar

Berufsverbote gegen DDR-Bürger

Hans Bauer, Berlin

Der Aufruf erinnert zu Recht an ein dunkles Kapitel westdeutscher Geschichte, das aktuell bleibt. Auch deshalb, weil die vielen schwarzen Seiten bundesdeutscher Geschichte heute von der Geschichtsschreibung weitgehend verschwiegen, ja sogar gefälscht werden. Gut, dass der Aufruf von einem breiten Bündnis von Erstunterzeichnern erfolgt. Und sogar, wenn auch verschämt, einige Kommunisten darunter sind. Ein Fortschritt. Trotzdem kommen besonders ehemaligen DDR-Bürgern auch kritische Gedanken. Zu Recht wird die internationale Solidaritätsbewegung gegen die Berufsverbote genannt. Zu den Ländern, die die größte Solidarität übten, gehörte die DDR. Sie zu erwähnen, reichte wohl doch nicht der Mut der Initiatoren und Verfasser. Voll zu unterstützen sind die erhobenen Forderungen. Allerdings sind sie – wie der Aufruf insgesamt – unvollständig. Mit keinem Wort findet die Fortsetzung der Berufsverbote nach der Herstellung der staatlichen Einheit 1990 Erwähnung. Millionen wurden arbeitslos, für Hunderttausende folgten Berufsverbote: Kultur- und Geistesschaffende, Verantwortliche in Wirtschaft und Politik aller Bereiche und Ebenen. Ganz zu schweigen von Tausenden in Schutz-, Sicherheits- und Justizorganen. Diese Kontinuität von Berufsverboten war die bisherige Krönung einer Ausgrenzung von Menschen und Vernichtung von Ressourcen. Dies zu nennen, wäre auch ein Zeichen der Solidarität gewesen. Ungeachtet der kritischen Einwände, der Aufruf verdient unbedingt zigtausendfache Zustimmung, auch im Osten Deutschlands.

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"Berufsverbote gegen DDR-Bürger", UZ vom 26. Februar 2021



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