Pressemitteilung der Niedersächsischen Initiative gegen Berufsverbote
Pünktlich zum 28. Januar, dem 48. Jahrestag des „Radikalenerlasses“ von 1972, kann sich die „Niedersächsische Initiative gegen Berufsverbote“ über ein beeindruckendes Ergebnis freuen: Die von sechs niedersächsischen Lehrer*innen 2015 erstellte Wanderausstellung „BERUFSVERBOTE – ,Vergesseneʽ Geschichte. Politische Verfolgung in der Bundesrepublik Deutschland“ wurde mittlerweile über fünfzig Mal im Bundesgebiet gezeigt.
Die Ausstellung, die aus zwanzig Text- und Bildtafeln besteht, wurde u. a. mit Unterstützung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), von ver.di und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ermöglicht. Begleitet von attraktiven mehrtägigen Rahmenprogrammen hat sie in den Ausstellungsorten großes Interesse und Zustimmung gefunden und Diskussionen angeregt, in der Volkshochschule Hannover ebenso wie beispielsweise in den Gewerkschaftshäusern in München und Stuttgart, in der Berliner Humboldt-Universität, der Kasseler Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule und unlängst beim verdi-Bundeskongress in Leipzig. In zahlreichen Rathäusern, so in Hildesheim und Göttingen, wurde die Ausstellung durch die Oberbürgermeister eröffnet.
Aufgrund des starken Zuspruchs gibt es mittlerweise vier Kopien der Ausstellung, zudem wurde sie ins Englische übersetzt und im Rahmen einer Veranstaltungsreihe an der Universität Roskilde (Dänemark) eingesetzt.
Die kostenlos ausleihbare Ausstellung informiert über den erschreckenden Umfang und die alltägliche Praxis der Berufsverbote der 1970er- und 80er-Jahre mit ihren Folgen für die Betroffenen und die Auswirkungen auf das politische und gesellschaftliche Klima. Sie zeigt aber auch die Kontinuität der Geschichte der politischen Repression in Deutschland vom preußischen Obrigkeitsstaat über den Faschismus bis zur Gegenwart.
In Verbindung mit der 2016 verabschiedeten Entschließung des Niedersächsischen Landtages zu den Berufsverboten („ein unrühmliches Kapitel in der Geschichte Niedersachsens“) und der Berufung einer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung fand die Ausstellung bundesweite Aufmerksamkeit und Anerkennung und gab viele Impulse für Aktivitäten in anderen Bundesländern.
Cornelia Booß-Ziegling: „Unsere Ausstellung setzt bewusst einen Kontrapunkt zum Verschweigen und „Vergessen“ der Berufsverbote und weiterer dunkler Seiten der deutschen Geschichte. Wir freuen uns und fühlen uns bestätigt durch die starke bundesweite Resonanz.“
Matthias Wietzer: „Die Betroffenen vom Berufsverbot sind wegen der Wahrnehmung verfassungsmäßig garantierter Rechte bestraft worden. Ihnen ist Unrecht widerfahren: Eine vollumfängliche echte Rehabilitierung, d. h. politisch, moralisch, juristisch und ökonomisch, muss endlich durch die Landtage und auch den Bundestag erfolgen.“
Die Ausstellung ist kostenlos ausleihbar. Kontakt: booss-ziegling@t-online.de