Günter Pohl über „Nord Stream 2“

Berliner Quieken

Wer gleichzeitig mehrere Gegner angreift, muss dafür die Kapazitäten haben – und sicher sein können, dass sich diese keine Hilfe leisten.

Die USA haben diese Kapazitäten und können sich dabei auf die Loyalität derer verlassen, die ihre nächsten Opfer sind. Ihre Wirtschaftskriege, die sich lange nur gegen die UdSSR und das realsozialistische Lager gerichtet haben, werden nun gegen mehr und darunter auch ganz neue Gegner geführt. Es geht nicht nur um die Blockade gegen Kuba oder die Sanktionen gegen Venezuela oder den Iran. Heute sind Syrien, Jemen, die DVR Korea, Mexiko, Palästina, Nicaragua und ganz besonders die Russische Föderation im Visier. Der andere Hauptgegner ist ideologischer Natur und heißt Volksrepublik China. China ist nicht einfach eine militärisch gerüstete, aber wirtschaftliche Mangelverwaltung – sein sozialistischer Aufbau ist eine gesellschaftliche Herausforderung.

Für die USA geht es also – unterhalb der atomaren Option – um ihre letzte Schlacht in Sachen Weltvorherrschaft und deshalb haben sie Dutzende von Strafen und extraterritorialen Gesetzen erlassen, von denen die Weinzölle gegen Frankreich und das Sanktionsgesetz gegen Nord-Stream-2-Baufirmen zu denjenigen gehören, die sich gegen „Freunde“ richten. Großes Schlachtbankquieken bei Regierung und Opposition in Berlin – das natürlich fehlgeht, solange sie zwei Dinge nicht begreifen: Die von Deutschland unterstützten Regime-Cchange-Versuche gegen Kuba, Bolivien, Syrien oder Venezuela auf der einen und die Erklärung von BMW, Daimler und Co. zur Gefahr für die US-Sicherheit sowie der Druck, US- statt russisches Gas zu kaufen auf der anderen Seite sind zwei Seiten derselben Medaille. Und: Es geht nicht um Trump, sondern um ein Prinzip – das Nord-Stream-2-Gesetz wurde mit der Mehrheit der Demokraten im Repräsentantenhaus erlassen.

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"Berliner Quieken", UZ vom 3. Januar 2020



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