Zu „Gesundheitsfragen sind Klassenfragen“ und „Über das Scheitern“, UZ vom 21. Januar

Berichte aus den Betrieben

Volker Metzroth, Bad Kreuznach

„Gesundheitsfragen sind Klassenfragen“ schreibt Tim Laumann zu Recht. Aus aktuellem Erleben schildert er vieles, was mir Kolleginnen und Kollegen aus den Betrieben berichten. Die Pandemie wird genutzt, um Beschäftigtenrechte einzuschränken und zu spalten. Zugriff auf Gesundheitsdaten, Maßnahmen ohne Betriebsratsbeteiligung, angebliche Sachzwänge, Impftermine vor freien Tagen und so weiter. Nirgends steht, dass Ungeimpfte in der Freizeit zu testen sind, Geimpfte während der Arbeitszeit. Es wird einfach gemacht. Kritiker befürchten, als sogenannte Corona-Leugner und Schwurbler diffamiert zu werden. So spaltet man die Arbeiterklasse weiter, suggeriert, die „Frontlinie“ verlaufe zwischen Geimpften und Ungeimpften. Derweil sich jene, die auf der anderen Seite der Klassengrenzen stehen, die Hände reiben. Nüchtern schildert Tim Laumann Chancen gewerkschaftlicher Arbeit und Mobilisierung, auch die Schwierigkeiten dabei.

Ganz anders Paul Dimmel. Er sieht also in den Kolleginnen und Kollegen bei VW, Bosch und Konsorten verbürgerlichte und verdorbene Teile der Arbeiterklasse, die sich ein komfortables Leben einrichteten. Und dann wählten sie in den Gewerkschaften auch noch jene, die die Interessen der Bourgeoisie durchsetzen. Er blendet dabei völlig aus, dass nichts, was sie haben, ein Geschenk ihrer Ausbeuter ist, sondern ein gewerkschaftlich und politisch erkämpfter Teil dessen, was allein den Springquellen allen Reichtums, der Arbeit und der Natur, zu verdanken ist. Privilegiert seien sie, also Nutznießer unverdienter Vorteile. Dabei arbeiten sie hart und sind, für Marxisten nichts Neues, oft stärker ausgebeutet als schlecht bezahlte Kolleginnen und Kollegen. (…) Paul Dimmels verbale Kraftmeiereien werden niemanden aus prekären Verhältnissen dazu bringen, sich gewerkschaftlich oder politisch zu organisieren. Sie nutzen allenfalls Apparatschiks der SPD, die die Gewerkschaften wieder verstärkt zu ihrer Vorfeldorganisation machen wollen und seine Sätze sicher gerne zitieren werden, um vor den Kommunisten und anderen Linken zu warnen.

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"Berichte aus den Betrieben", UZ vom 4. Februar 2022



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