Zu „Zu wenig nachgedacht“, UZ vom 30. April

Berechtigte Wut

Daniel Polzin, Trier

Natürlich ist die Empörung über die „allesdichtmachen“-Aktion seitens der Herrschenden und ihrer Medien pure Heuchelei. Aber das macht die Aktion nicht besser. Dass sich in vielen Videos „ironisch“ über die Maskenpflicht, das Abstandsgebot und jede andere sinnvolle Maßnahme zur Pandemiebekämpfung beschwert wird und erstickende Menschen nachgeäfft werden, mit der Aussage zusammenzufassen, „manche Videos“ ließen sich „nett ansehen“, ist mehr als fragwürdig. Inakzeptabel ist aber, dass der Autor folgend die Kritik vieler Gesundheitsbeschäftigter unter dem Motto „allemalschichtmachen“ als „noch hilfloser“ abkanzelt, weil sie das Narrativ bedienten, nur der dürfe Kritik äußern, der selbst in der Situation stecke. Er denkt dabei vermutlich an die Losung, nur POC (People of Colour) dürften gegen Rassismus oder nur Frauen für Feminismus sein. Darum geht es hier aber nicht. Die Klinikbeschäftigten sagen nicht, nur der dürfe gegen den Notstand in den Krankenhäusern sein, der dort arbeitet oder die Schauspielerinnen und Schauspieler sollten es „besser machen“. Sie kritisieren, dass dieser Notstand geleugnet wird. Es ist doch auch legitim, jemandem, der sagt, Hartz IV sei nicht so schlimm oder Altersarmut gebe es nicht, zu sagen, er solle mal eine Woche mit Hartz IV oder Mindestrente leben. Das ist was anderes als zu sagen, nur Hartz-IV-Empfängerinnen und -Empfänger könnten gegen Hartz IV sein. Dieser „Kultursplitter“ richtet sich gegen alle Krankenhausbeschäftigten, die zu Recht wütend über die „Aktion“ der Schauspieler waren.

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"Berechtigte Wut", UZ vom 7. Mai 2021



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